Porsche Turbo: 50 Jahre seiner Geschichte
„Exclusive. Explosive. Expressive.“ So bewarb Porsche Mitte der Siebzigerjahre das neue Topmodell des Unternehmens, den Porsche 911 Turbo. Vorgestellt wurde der Wagen auf dem Autosalon in Paris im Oktober 1974, ab März 1975 startete die Produktion des Extrem-Coupés in Zuffenhausen.
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Schon die technischen Daten des Autos sorgten für Ehrfurcht beim Publikum: Der 3-Liter-Sechszylinder-Boxermotor erhielt durch die Turboaufladung einen Leistungsschub auf 260 PS. Die Höchstgeschwindigkeit wurde mit „über 250 km/h“ angegeben, der Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 war in 5,5 Sekunden möglich. Und als Preis rief Porsche 65.800 Mark auf. Schneller und teurer war damals kein anderes Auto eines deutschen Herstellers. Auf diesen Superlativen baute die Weltkarriere des 911 Turbo auf – sie hält noch immer an. Nun feiert die Turbo-Ikone Jubiläum. GQ stellt fünf besondere „Turbo“-Typen vor.
Wie so oft in der Automobilgeschichte und speziell in der Geschichte von Porsche liegt der Ursprung der Turbo-Idee im Rennsport. In diesem Fall in der sogenannten CanAm-Rennserie, in der Anfang der Siebzigerjahre Prototypen mit gewaltigen Motoren und rund 800 PS antraten, und die zu den populärsten Vollgas-Spektakeln Nordamerikas zählte. Porsche wollte dort gerne mitmischen, schließlich waren die USA damals der wichtigste Markt für den deutschen Hersteller. Der erfolgreiche Rennwagen 917 mit Zwölfzylinder-Saugmotor und rund 580 PS war jedoch zu schwach, um bei CanAm-Rennen zu triumphieren. Also tüftelte Porsche an einem Turbomotor und setzte auf die richtige Karte: Der dann von einem Turbolader unter Druck gesetzte 5-Liter Zwölfzylindermotor leistete zunächst 1000, später sogar 1100 PS. In der CanAm-Serie 1973 gewinnt der Porsche 917/30 mit diesem Kraftpaket im Heck sechs der acht Rennen, US Rennfahrer Mark Donohue gewinnt souverän die Meisterschaft. Im Rennsport ist der Turbo bereits das Maß der Dinge.
Als Porsche mit dem 911 Turbo im Herbst 1974 erstmals einen Seriensportwagen mit Turbomotor vorstellt, ist die Fangemeinde sofort entzückt. Zugleich jedoch herrscht in Zuffenhause Skepsis, denn die Erinnerungen an die Ölkrise nur ein Jahr zuvor sind noch frisch. Würde sich ein Supersportwagen zum Preis von 65.800 Mark überhaupt verkaufen lassen? Die Porsche-Leute sind zurückhaltend und planen mit einer Kleinserie von tausend Fahrzeugen – und schätzen die Kundschaft völlig falsch ein. In den ersten drei Modelljahren werden 2876 Exemplare des 911 Turbo verkauft. Zu den ersten Kunden gehören auch Prominente wie Dirigent Herbert von Karajan, Fußballstar Uli Hoeneß oder Prinzessin Antoinette zu Fürstenberg. Logisch, dass diese Erfolgsstory fortgesetzt wurde. Bis heute: Derzeit ist die achte Generation des 911 Turbo auf dem Markt.
Befeuert wurde die Turbo-Mania von Anfang an durch den Rennsport. Neben den Extrem-Boliden, die in der CanAm-Serie eingesetzt wurden, bestückte Porsche im Frühjahr 1974 erstmals auch eine Rennversion des Neunelfers mit einem Turboaggregat. Der Porsche 911 Carrera RSR Turbo 2.1 trat mit einem 2,1-Liter-Sechszylinder-Boxermotor im Heck an – und zwar mit Turbolader, Ladeluftkühlung und einer Leistung von rund 500 PS. Konstruiert worden war der Renner für das 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Es wurde das erste Turbo-Rennfahrzeug, das beim französischen Langstreckenklassiker an den Start ging. Auf Anhieb holte der 911 Turbo in Le Mans den zweiten Platz der Gesamtwertung – ein sensationeller Erfolg.
Der Sportprototyp Porsche 956 gilt als weiterer Meilenstein in der Turbo-Geschichte der Marke. Angetrieben wird das Rennauto von einem 620 PS starken Bi-Turbo-Aggregat mit elektronischer Motorsteuerung. Im Langstrecken-Rennsport wird der Wagen zum Maß der Dinge. Der 956 holt drei Weltmeisterschaftstitel, vier Gesamtsiege in Le Mans und mehrere Meistertitel in Europa und Japan. Das hier gezeigte Auto ist derzeit zu sehen in einer kuratierten Sonderausstellung des Museums Prototyp in Hamburg. „Beyond Performance“ heißt die Sonderschau zu 50 Jahren Porsche Turbo (13. Juli bis 21. August) in der Hafencity, in der der mehrere außergewöhnliche Turbo-Modelle versammelt sind.
Derzeit markiert der Porsche 911 Turbo der Generation 992 die Spitze des Sportwagenangebots der Marke. Schon die Basisversion des Supersportwagens leistet 580 PS, der Spurt von 0 auf Tempo 100 ist in 2,8 Sekunden möglich. Optisch sieht man dem Wagen seine Kraft deutlich an. An der Hinterachse ist das Auto im Vergleich zum auch schon nicht schmächtigen Vorgängermodell um nochmals zwei Zentimeter breiter geworden. Auch Bug- und Heckspoiler legten zu. Steigern lässt sich das Turbo-Erlebnis mit dem Modell 911 Turbo S, das eine Leistung von 650 PS bereitstellt. Nicht nur technologisch ist der 911 Turbo für Porsche ein Aushängeschild, das Auto trägt auch maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens bei. Der Preis des Turbo liegt bei 214.242 Euro, der des Turbo S bei 246.848 Euro.