Amandla Stenberg spielt die Hauptrolle in der neuen Star Wars-Serie “The Acolyte”. Im Interview verrät sie, wie sie sich vorbereitet hat – und wie sie auf den den Kulturkampf des Fandoms blickt.
Amandla Stenberg ist mit ihren 25 Jahren schon mehr als die Hälfte ihres Lebens als Schauspielerin tätig. Aber an die diversen Werbeverpflichtungen, die mit einer Hauptrolle in einem riesigen Disney+/Lucasfilm-Projekt wie “Star Wars: The Acolyte” – der neuesten Streaming-Serie aus dieser weit, weit entfernten Galaxie – einhergehen, muss man sich trotzdem erst noch gewöhnen.
Als wir uns an einem Mittwoch zum Frühstück in einem Diner in Cobble Hill, Brooklyn treffen, trägt Stenberg ihr Haar noch immer streng nach hinten geflochten. So wie in der gestrigen Nacht, als sie und ihre Mitstreitenden von “The Acolyte” im Javits Convention Center von Manhattan an einer Vorabpräsentation teilnahmen, einer Veranstaltung der TV-Branche, um die Vorfreude der Werbetreibenden auf die kommende Spielzeit zu steigern. “Stellen Sie sich vor, Sie sind in einem riesigen Raum”, sagt sie und zeigt auf ihrem Handy ein Video des geschmückten Bankettsaals, “und sie spielen Disney-Soundtracks, aber mit Trap-Beats darunter”.
Alle Augen sind auf Amandla Stenberg gerichtet – für die das Fernsehen neu ist
Stenberg hatte vor der Hauptrolle in der neuen Serie, die Anfang Juni in Deutschland angelaufen ist, noch nicht viel im Fernsehen gemacht. Daher fühlte sich das alles relativ neu an. “Ich bin es gewohnt, an Podiumsdiskussionen teilzunehmen”, sagt sie, “aber ich bin es nicht gewohnt, zu einer Podiumsdiskussion zu gehen, bei der auch noch R2-D2 auf der Bühne steht und alles in Flammen und Nebel aufgeht.”
Im Diner entledigt sich Stenberg ihrer Jacke, um ein Paar ausgestellter Hüfthosen und ein weißes T-Shirt mit schwarzer Schrift zu enthüllen, auf dem steht: "I ♥ Being Surveilled" (zu Deutsch: Ich liebe es, beobachtet zu werden). Die Metaebene ist unverkennbar. Wie sie später erklären wird, hat sie das Shirt auf einer dieser Webseiten gemacht, auf denen man sich Kleidungsstücke selber bedrucken lassen kann, jetzt trägt sie es am liebsten. Ein Interview mit einem Magazin schien außerdem ein guter Zeitpunkt zu sein, um es anzuziehen. Aber das Shirt lässt sich auch anders interpretieren. Denn dank ihres neuen Projekts sind die Augen der Galaxis auf sie gerichtet.
“The Acolyte”, eine Serie, die von Leslye Headland, der Mitschöpferin von “Matrjoschka” geleitet wird, spielt am Ende der Ära der Hohen Republik, etwa ein Jahrhundert vor den imperialen Turbulenzen der Phantom-Menace-Prequel-Trilogie von George Lucas aus den späten 1990er Jahren. Es ist eine Zeit, die in Star Wars und seinen verschiedenen Ablegern bislang unerforscht bliebt Und das, obwohl es in der Überlieferung eine sehr interessante Zeit war. Der Jedi-Orden befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Macht; ein Gefühl des scheinbaren Friedens täuscht über die Unruhen hinweg, die sich in anderen Regionen häufen. (Schließlich wissen die Fans, in welche Richtung sich die Jedi und die Hohe Republik entwickeln werden).
Stenberg verbrachte ein Jahr damit, sich in den Kosmos von “Star Wars” einzufinden
Stenberg spielt die Zwillingskriegerinnen Mae und Osha. Beide haben sehr unterschiedliche Beziehungen zur Macht, was sie in den Mittelpunkt der allgegenwärtigen, politischen Spannungen rückt. Headland sagte, sie wolle in der Serie den Umgang der Jedi mit der Macht erforschen und herausstellen, wie ihre Herrschaft in nur hundert Jahren zum Weltraumfaschismus übergehen konnte.
Nachdem sie die Rolle bekommen hatte, verbrachte Stenberg mehr als ein Jahr damit, sich in die Welt von “Star Wars” zu vertiefen. Obwohl sie sich selbst als “großer Nerd” mit einer langjährigen Bewunderung für Sience Fiction bezeichnet, schien das Franchise für die Schauspielerin immer mit einer gewissen Blockade verbunden. Schon in jungen Jahren verstand sie zwar die Faszination von Natalie Portmans Padmé Amidala, doch das Fandom als Ganzes fühlte sich für sie nie zugänglich an.
“Ich habe die Serie als Kind erlebt, aber nicht wirklich als Erwachsene”, sagt Stenberg. Sie hatte ein bestimmtes Bild über die Rolle der Frauen im “Star Wars”-Universum, die sich als unzutreffend herausstellten. Diese Rolle bot ihr die perfekte Gelegenheit, “der Superfan zu werden, von dem ich wusste, dass ich es sein könnte” – und schon bald war sie “besessen von den weiblichen Charakteren”.
Bei der ersten großen Presseveranstaltung der Serie, der “Star Wars Celebration” in London im vergangenen Frühjahr, hat Stenberg ein bisschen Padmé-Cosplay betrieben – und zwar in der Popstar-Action-Kleidung, die Portmans Figur bei einem Besuch auf dem Wüstenplaneten Geonosis in “Angriff der Klonkrieger” (2002) trägt: ein weißer Catsuit mit einem grauen Gürtel, dazu passende Sitefel und ein Tuch um den Hals.
“Ich denke, als queere Person ist alles, was ich in der Öffentlichkeit tue, in irgendeiner Form Drag”, sagt sie. “Ich dachte mir einfach: 'Ich werde so viel mehr Spaß auf einer Con haben, wenn ich cosplaye.'” (Stenberg verwendet die Pronomen Sie/They, sagt aber, dass sie in letzter Zeit Ersteres bevorzugt). Sie erzählte den Kostümbildnerinnen des Films, Jennifer Bryan und Amanda Cox, von ihrer Idee und erläuterte ihren Plan für die Beschaffung und Herstellung der Teile. Als sie am darauffolgenden Montag zur Arbeit kam, wartete das Kostüm bereits auf sie. “Es war eines der schönsten Geschenke, die ich je bekommen habe”, sagt sie, “neben einer Skulptur von Darth Vaders Kopf, die mit mexikanischen Perlen verziert ist und mir von pgLang geschenkt wurde.” Dabei handelt es sich um Kendrick Lamars mysteriöses Multimedia-Unternehmen.
Ah, ja - Kendrick. Als Stenberg und ich uns treffen, ist der Streit zwischen ihm und Drake gerade die nächste Runde gegangen. “Not Like Us” schallt aus den Autofenstern. Als gebürtige Los-Angeleserin ist sie klar auf Lamars Seite. Sie findet, dass sein Lied “Meet the Grahams” ein “absolutes Meisterwerk” ist: “Es ist wie ein Theaterstück in drei Akten”. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sie im vergangenen Herbst in einem Kurzfilm für Baby Keem, Kendricks Cousin, mitgespielt hat. Für Stenberg, die häufig die Rolle der “Morgan-Freeman-Erzählerin” (wie sie es ausdrückt) spielt, um ihrem Freundeskreis das popkulturelle Geschehen zu erklären, ist der Streit zwischen Kendrick und Drake Thema Nummer Eins. “Ich habe noch nie so viel Zeit im Internet verbracht”, sagt sie.
Stenberg spielte in “Die Tribute von Panem” die Rolle von Rue
Selbst an einem verregneten Nachmittag unter der Woche wird das Diner von immer neuen Gästen aufgesucht. Die einen lesen am Tresen, Familien mit plappernden Kleinkindern verteilen sich in den Sitzecken, Brooklyner sitzen bei gegrillten Eiern und Toast zusammen. Unter einem leuchtenden Neonschild und einer Fensterbank voller Grünzeug richtet sich der Blick von unserem Fenstertisch aus auf den verregneten Bürgersteig. Stenberg bestellt Kaffee und Haferbrei.
Sie lebt seit vier Jahren in der Stadt. Und obwohl sie in Los Angeles aufgewachsen ist, verbindet sie ihre Heimatstadt heute hauptsächlich mit Arbeit. Als Kind war sie oft in New York. Ihre Mutter, Karen, wuchs in der South Bronx auf. Sie dachte immer, dass sie dort einmal leben würde. Als sie jünger war, las sie jede Menge Science-Fiction- und Fantasy-Bücher. “Der Herr der Ringe” und “Der dunkle Turm” seien ihre Lieblingsbücher. Noch immer schaut sie regelmäßig “Twilight Zone”. In “Die Tribute von Panem” (2012) spielte sie die Rolle der 12-jährigen Rue aus Distrikt 11, deren Pathos die von Jennifer Lawrence gespielte Katniss Everdeen und ihre Rebellenallianz in den Wahnsinn treibt.
Zur gleichen Zeit verbrachte Stenberg ihre Freizeit in den Tiefen von Tumblr, Reddit und dem Online-Modespiel Stardoll. Später unterstrich ihr Aktivismus im echten Leben ihre mit dem NAACP Image Award ausgezeichnete Leistung in “The Hate U Give”. In dem Film spielt sie die Rolle von Starr Carter, eine Schwarze Teenagerin, die sieht, wie ein Polizeibeamter ihren Kindheitsfreund bei einer Verkehrskontrolle tötet.
Aber Headland dachte tatsächlich an Rue, als sie Stenberg für ihre Rolle in “The Acolyte” ansprach. Die Drehbuchautorin erschien zum ersten Treffen mit Konzeptzeichnungen, auf denen das Gesicht der Schauspielerin bereits zu sehen war. “Sie hat das schon mit ‘Die Tribute von Panem’ erlebt – sie hat an etwas gearbeitet, das extrem hochkarätig ist und komplexe soziologische Themen behandelt, dabei aber auch emotional berührt”, so Headland. “Es fühlte sich unvermeidlich an, dass sie einmal ein Franchise wie dieses leiten würde.”
Drehbuchautorin Headland beschreibt sie als “gelassen und selbstsicher”
Da Headland ein lebenslanger Fan des Franchises ist, hatte Stenberg eine Menge nachzuholen. “Ich habe viel Zeit auf Wookieepedia verbracht”, sagt die Schauspielerin" während sie Zucker über ihre Haferflocken streut. “Und ich liebe ‘StarWars’-Verschwörungstheorien”. Zum Glück ist es eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen, sich einzulesen und immer tiefer in die Materie einzudringen. Sie freue sich, dass es jetzt Teil ihres Jobs sei “in einer Fantasiewelt zu leben [und] methodische Nachforschungen über mythische Wesen und Welten anzustellen”.
Als ich Headland fragte, ob sie vor der Besetzung Stenbergs wusste, was für ein Nerd sie war, lachte die Regisseurin – und verneint. “Meine Frau und ich scherzen immer darüber, wie einschüchternd es ist, mit Amandla zu sprechen, weil man das Gefühl hat, dass sie einen wirklich ansieht. Sie denkt nicht nur an das, was sie als Nächstes sagen wird. Sie sieht dir direkt in die Augen. Dass jemand, der so gelassen, selbstsicher und schön ist, sagt: Oh, ich weiß alles darüber, ist einfach großartig.”
Im Jahr 2022 verbrachte Stenberg einen Teil ihrer Vorbereitungen für die Serie an der Seite ihres Co-Stars Myha'la Harrold, mit der sie bereits in der Horror-Komödie “Bodies, Bodies Bodies” zusammenarbeitete. Die beiden trafen sich wieder, um die Rolle der beiden Schwestern in dem Handyspiel “Asset 15” zu spielen. Myha'la erinnert sich, dass Stenberg zwischen den Aufnahmen am Set Star Wars-Filme geschaut hat. Die Schauspielerin erinnert sich, wie sie Stenberg am Anfang ihrer Karriere aus der Ferne beobachtet hat: “Ich dachte mir: 'Sie ist diejenige, der ich hinterherlaufe, diejenige, mit der ich um diese Rollen kämpfen werde”, erzählt der Star aus der HBO-Serie “Industry”. Aber, als die beiden sich kennenlernten, verstanden sie sich sofort. "Ich war eingeschüchtert und verliebt, weil sie eines der schönsten Lebewesen auf diesem Planeten ist”, sagt Myha'la. "Sie ist sehr bodenständig, unglaublich zugänglich und ein bisschen nerdig, was sie sehr charmant macht.” In Anlehnung an Headland fügt sie hinzu: “Sie nimmt sich Zeit. Amandla ist geduldig und sieht den Leuten in die Augen und hört ihnen richtig zu. Und das liebe ich an ihr. Sie zieht einen in den Bann.”
Was Stenberg an Science Fiction so fasziniert
Stenbergs Erfahrung bei der Produktion von “The Acolyte” hat sich spirituell, sogar philosophisch angefühlt. Schon früh während der Produktion schrieb sie sich alles auf, “was jemals in Star Wars passiert ist”, und verfolgte, wann immer die Macht sich der Dunkelheit oder dem Licht zuwandte. “Sci-Fi ist so unglaublich, weil es uns erlaubt, unsere Welt mit weniger Angst zu betrachten”, sagt sie. “Wir sind in der Lage, über Krieg, Macht, Gewalt, Vorurteile und Konflikte nachzudenken. Es fühlt sich so an, als könnten wir es so besser verarbeiten.”
Diese Eigenschaften machen das Fantasy-Universum nicht nur beliebt, sondern auch zum idealen Schauplatz für Stellvertreterschlachten über heikle Themen des realen Kulturkampfs. Heutzutage wird jede Neuauflage eines beliebten kulturellen Mythos - ob “Star Wars”, “Ghostbusters” oder sogar “Die kleine Meerjungfrau” - zu einem Ort, an dem repräsentative Identitätspolitik mit den Vorstellungen der Fans und einer Art Nostalgie kollidiert, die sich mit Rassismus und einer gewissen Bosheit mischt.
Der Kulturkampf um die “Star Wars”-Saga
In der ursprünglichen “Star Wars”-Trilogie erlebt ein rauflustiger, wehmütiger, braunhaariger Bauernjunge eine Reihe von Abenteuern und findet in sich selbst die Macht, das Universum vor dem Bösen zu retten. Im Laufe der Jahre - vor allem aber im letzten Jahrzehnt - hat eine kleine, aber lautstarke Gruppe von Fans jede Star Wars-Geschichte, die in irgendeiner Weise von dieser Erzählung abweicht, verhöhnt und den verschiedenen kreativen Instanzen der Saga vorgeworfen, die Kernwerte von Star Wars zugunsten einer angeblich linksgerichteten Ästhetik zu verraten. So wurde auch die Entscheidung, eine weibliche Hauptfigur in den Mittelpunkt der Disney-Fortsetzungs-Trilogie zu stellen, zynisch als ein Ringen um Pluspunkte für die Frauenpower bezeichnet.
Wenn es einen roten Faden in der Kritik der loyalen Opposition gibt, dann ist es die Besetzung. Insbesondere die zunehmende Präsenz von nicht-weißen Schauspielenden in “Star Wars”-Filmen und -Serien. Wer in irgendeiner Form etwas mit dem modernen “Star Wars”-Universum zu tun hat, muss sich im Internet heftige Kritik gefallen lassen. Schauspielende wie John Boyega, Kelly Marie Tran und Moses Ingram mussten sich mit der reaktionären Fangemeinde in ihrer hässlichsten Form auseinandergesetzt. Es gibt Dinge, die Stenberg über die Fangemeinde sagen will und andere, die sie lieber für sich behält. “Es gibt eine wirklich große Bandbreite an Fans. Eine bestimmte Art von ihnen äußert sich lautstark im Internet”, erklärt sie diplomatisch. “Sie haben unsere Serie oft ‘The Woke-alyte’ genannt”, sagt Stenberg. "Ich dachte mir nur: 'Okay, und jetzt?’”
Stenberg wurde bereits wegen ihrer Rolle als Rue rassistisch angegangen
Stenberg kann den Lärm in Teilen ausblenden. Das liegt daran, dass sie ihn schon kennt. In der Romanvorlage von Suzanne Collins wird Stenbergs Figur Rue als Mädchen mit “dunkelbrauner Haut und Augen” beschrieben. Als Stenberg die Rolle bekam, löste diese Nachricht dennoch rassistische Reaktionen im Internet aus. Von Fans, die sich offenbar eine rein weiße Besetzung vorgestellt hatten, und das, obwohl der Roman von der grotesken Extreme sozialer Ungleichheit handelt.
Wie sie die Situation damals, im Alter von 14 Jahren erlebt hat, unterscheidet sich von ihrer heutigen Wahrnehmung. “Vorurteile beeinflussen mich natürlich auf eine gewisse Weise”, sagt sie. "Selbst wenn es unbewusst, muss ich daran arbeiten, um mich zu schützen. Aber bewusst stört es mich nicht, denn ich finde es dumm und auch irgendwie lustig.”
Sie lacht und hat dann einen weiteren Gedanken. "Ich muss das besser erklären. Der Grund, warum ich es lustig finde, ist, dass ich glaube, dass vieles, was wir heutzutage sehen, aus Angst und Verzweiflung heraus entsteht. Weil es diese massiven kulturellen Veränderungen aufgrund des Informationszeitalters gibt und, weil eine Menge Wahrheit an die Oberfläche kommt. Die Nadel verschiebt sich sehr schnell, und das macht diejenigen, die in traditionellen Positionen der Bequemlichkeit und Macht verharren, unruhig – deshalb sind sie so laut.” Sie zuckt mit den Schultern. Diese Art von Gesellschaftsanalyse fällt Stenberg leicht; sie macht das schon seit Jahren in der Öffentlichkeit.
Ihre Perspektive qualifiziert sie in einzigartiger Weise für diese Rolle - der Mittelpunkt einer Serie zu sein, in der es zum Teil um kulturelle Verschiebungen in einer weit entfernten Galaxie geht. Aber sie ist auch schon so lange berühmt, dass sie sich damit abfinden musste, dass ihre Ideen öffentlich und ihre Gedanken und Entscheidungen für immer in den Metadaten verankert sind. (Selbst Outfits, die sie früher getragen hat, lassen sie zusammenzucken: "Es gibt einfach Momente, in denen ich denke: 'Oh mein Gott. Das war der Morgen, an dem ich diesen Nervenzusammenbruch hatte und mich dann entschieden habe, diesen blauen Lippenstift zu tragen.")
In diesem und anderen Kontexten, so behauptet sie, “macht es mir Spaß, zynisch zu sein und die Dinge auseinanderzunehmen und zu analysieren.” Trotzdem scheint sie ihre Worte bedacht zu wählen, wenn es um das Filmprojekt geht.
Amandla Stenberg über die Fans des Universums
"Wenn ich mich selbst zensiere, dann nicht, weil das Studio mich zensiert, sondern weil es ein größeres Ziel mit dieser Sendung gibt", erklärt sie. "Wenn ich bestimmte Leute vor den Kopf stoße oder den Eindruck erwecke, dass es sich um eine polarisierende Unterhaltung handelt, dann glaube ich, dass die Sendung die Menschen, die sie erreichen soll, nicht erreichen wird. Wenn ich also unsicher bin, wie ich etwas formulieren soll, dann entsteht dieser Eindruck, weil ich diesen Leuten und der Sendung so gut wie möglich dienen möchte. Ich bin an einem Punktn meinem Leben angekommen, an dem ich ganz gut darin bin, vorherzusagen, was Schlagzeilen macht.”
Ihre Freundin Myha'la sagt: “Eine der wichtigsten Erkenntnisse über Amandla als Mensch, ob beruflich oder privat, ist, dass sie immer verletzlich und ehrlich ist. Sie kann nicht lügen.”
In den zwölf Jahren, seit Stenberg die Rolle der Rue gespielt hat, haben immer mehr Menschen den Impuls und die Plattform gefunden, sich zu äußern.
“Es gibt so viele verschiedene Arten von Star Wars-Fans, die liebevoll und unterstützend sind und sich im Internet wahrscheinlich weniger lautstark äußern. Aber es gibt auch eine bedeutende Gruppe Schwarzer Creator und Schwarzer Star-Wars-Fans auf TikTok, die sich lautstark über die Kritik äußern, die wir erhalten haben und woher sie kommt”, sagt sie. “Diese Leute machen mich so glücklich, ich möchte ihnen so viel Anerkennung, Liebe und Dankbarkeit zukommen lassen, weil sie uns auf dem Boden halten.” Denn wenn man erklärt, dass man ein Universum liebt, möchte man dann nicht auch sehen, wie weit es gehen kann?
Während viele Disney+ “Star Wars”-Serien, darunter “The Mandalorian” und “Ashoka” auf eine riesige LED-Bühne setzen, die umgangssprachlich als “Volume” bezeichnet wird, wurde “The Acolyte” neun Monate lang in den Shinfield Studios in Südengland gedreht. In physischen Sets also, die der intergalaktischen Stimmung Bodenständigkeit verliehen.
“Star Wars ist so etwas wie ein lebendiger Organismus”, erklärt die Schauspielerin
Eines Tages, während der Dreharbeiten, ging Stenberg in ein Produktionsbüro und bemerkte eine Waldkarte an der Wand. "Ich dachte mir: 'Oh, da ist eine theoretische Karte für den Wald'. Und sie sagten: 'Nein, das ist eine echte Karte für den Wald hier'", erinnert sie sich. “So groß war das Set, das gerade gebaut wurde. Man brauchte eine Karte, um sich darin zurechtzufinden.” Sie hatten ein Ökosystem auf einer Tonbühne in einem Betonlager gebaut, dessen echte Bäume und Sträucher von Gärtner:innen gepflegt wurden”.
Als sie mir das erzählt, fühle ich mich an eine Bemerkung erinnert, die sie vorhin über die Entwicklung von “Star Wars” in den vergangenen fünfzig Jahren gemacht hat. Die Geschichten werden von denen erzählt, die sich eine Galaxie vorstellen, die weit über eine Karte hinausgeht: “Star Wars ist so etwas wie ein lebender Organismus”, sagt sie. “Es wird von so vielen verschiedenen Menschen erschöpft. Alle erschaffen die Welt gemeinsam.”
Der Wald am Set von “The Acolyte” roch sogar wie der Wald - aber da die Pflanzen neun Monate lang in einem Metall-Zement-Gehäuse untergebracht waren, veränderte sich die Biochemie mit der Zeit. Mit anderen Worten: Es begann zu stinken.
“Wenn man einen Haufen Wasser in die Erde auf einem Betonboden gießt, fängt es nach einer Weile an, komisch zu werden”, lacht sie. "Wir sahen also, wie es irgendwie verrottete, obwohl so viel Arbeit in die Instandhaltung gesteckt wurde. (Hier gibt es auch eine Metapher für “Star Wars” und seine Entwicklung: Alles, was nicht regelmäßig aufgefrischt wird, fängt irgendwann an zu verrotten.)
Wenn sie kann, lebt Stenberg auf dem Land
In letzter Zeit verbringt Stenberg viel Zeit in den Wäldern von Upstate New York. Sie hat dort ein Haus, eine Hütte im Wald, die sie so oft wie möglich besucht. An einem idealen Tag wacht sie dort auf und kocht Kaffee. Dort steht ihr die Welt offen. Sie kann lesen, stricken, Origami basteln oder malen. Vielleicht schlendert sie auch durch den örtlichen Walmart, was sie als beruhigend empfindet. “Da könnte ich ewig drin bleiben”, sinniert sie. Wenn Sie schon einmal in einem Kleinstadt-Walmart waren, wissen Sie, dass dies ein Palast der endlos scheinenden Möglichkeiten sein kann.
Bei einem dieser Walmart-Einkäufe im letzten Sommer kaufte sie ein Poker-Set und eine Angel. Sie ist dank ihrem in Dänemark geborenen Vater Tom, der in Kopenhagen lebt, mit dem Angeln aufgewachsen. (“Ich mag viele Aktivitäten alter Männer [wegen] meines Vaters”, fügt sie hinzu.) In ihrer Hütte hat sie eine Kettensäge, eine Unkrautvernichtungs-Maschine und einen Laubbläser. Ihren Müll transportiert sie mit einem Pickup mit Doppelkabine zur Mülldeponie. Der Wagen ist 20 Jahre alt, die Lenkradabdeckung ist neu. “Er ist knallrosa und mit Blümchen verziert”, sagt Stenberg. “Es geht um die Balance.” Wie Myha'la es ausdrückt, hat Stenberg “in so jungen Jahren schon so viel erreicht und so viel Erfolg hat, kommt man in ein Alter, in dem man völlig unabhängig ist und nur noch normalen Scheiß machen will. Wie mit einem Truck zu Walmart zu fahren.”
Als sie den Vertrag für die Rolle in “The Acolyte” unterschrieb, gab sie zu: “Ich wusste, dass es mein Leben für eine lange Zeit prägen würde. Ich habe mich also gefragt: Will ich das wirklich machen? Dann hat mich plötzlich ein ganz bestimmtes Gefühl überkommen und ich dachte mir: Ja, das ist genau das, was ich machen möchte.” Natürlich gibt es noch andere Dinge, die Stenberg in ihrem Leben tun möchte: Regie führen, mehr Musik machen. Das Gleichgewicht zu halten ist eine Herausforderung. Stenberg denkt manchmal darüber nach, dauerhaft aufs Land zu ziehen. Das Leben in der Stadt überfordere sie manchmal. Jetzt jedoch bereitet sie sich darauf vor, einige Zeit auf dem roten Teppichen zu verbringen, um uns das neue “Star Wars” vorzustellen. Die Macht, so betont sie, “wird sich nie nur auf eine Seite neigen, sie wird immer in der Mitte bleiben. So soll es eigentlich auch sein.”
“Manchmal fühle ich mich von der Menge an Reizen hier überwältigt”, sagt Stenberg. “Ich könnte mich aus dem Staub machen. Vielleicht muss ich das auch.”
PRODUCTION CREDITS:
Fotos: Ashley Peña von Family Artist Management
Styling: Brandon Tan
Haare: Dre Demry Sanders mit Dyson
Grooming: Rose Grace mit Victoria Beckham Beauty
Maniküre: Nori mit Chanel Le Vernis
Tailoring: Ksenia Golub
Set design: Jenny Correa von Walter Schupfer Management
**ADAPTATION:**
Angelika Watta