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So beeinflusst die Fußball EM-2024 jetzt die Mode: Blokecore heißt der Trend
Pünktlich zum Jahr der Fußball-EM hat das Fußballfieber auch die Mode gepackt. So bestimmt Blokecore, ein Look der Vintage-Nostalgie mit Fankultur vereint und in den Sozialen Medien seit geraumer Zeit für Furore, jetzt die Streetwear-Trends, Doch wie schaffte es der virale Modetrend vom Sportplatz auf die Straße und was macht den Look auch fernab von vollen Stadien und Zuschauertribünen zum Publikumsliebling?
Was ist Blokecore?
Die aktuelle Popularität der Fußball-Ästhetik geht, wie so viele Trends in den vergangenen Monaten, auf TikTok zurück, denn auf der Videoplattform sind Vintage-Trikots, Mannschafts-Schals und Adidas-Tracksuits aktuell heiße Ware. (Lesen Sie auch: Hier können Sie das DFB-Trikot zur EM in “Shocking Pink” kaufen)
Der Name des Trends, Blokecore, ist eine Anspielung an das britische Wort “Bloke”, eine Bezeichnung, die im Deutschen wohl am besten mit “Kerl” oder einem “kernigen Typen” verglichen werden kann. Traditionell, aber vor allem Klischee behaftet, beschreibt das Wort eine Person, die besonders “männlich” ist – im klassischsten, aber wohl auch organischsten Sinn des Wortes – und daher selbstverständlich Fußballfanatiker ist. Nicht nur der Begriff, auch die Herkunft des Stils selbst ist fest in Großbritannien verankert und erinnert an die Fußballkultur der 90er-Jahre. Diese geht Hand in Hand mit 'Cool Britannia' und der damals aufkeimenden Britpop-Bewegung und deren Pionieren, Oasis-Brüder Noel und Liam Gallagher. Letzter ist bis heute bekennender Manchester City Fan und ein Aushängeschild für die ursprüngliche Inkarnation eines “Blokes”. (Auch interessant: Vokuhila Frisur feiert im Jahr der Fußball-EM ein Comeback)
Noch vor den Stilvorbildern wie Oasis und Co gab es außerdem die Casual-Bewegung der 80er-Jahre. Damals reisten Fußballfans, insbesondere jene von Traditionsvereinen wie Manchester, und Liverpool durch ganz Europa, um ihre Mannschaft zu unterstützen, brachten. Die von dem Ballsport angeheizte Subkultur bot besonders jungen Engländern der Arbeiterklasse Raum, sich modisch auszutoben und gleichzeitig ihrem Club die ewige Treue zu schwören. Eine Seltenheit zu einer Zeit, in der Mode und das damit verbundene Interesse nicht in ein traditionelles “männliches” Rollenbild passte und mit Stigmen behaftet war.
Dabei ging es allerdings nicht nur um Trikots und Fußball-Memorabilien, vielmehr kauften die “Casuals” Kleidung, gerne von Stone Island oder C.P. Company, auf ihren Verfolgungsreisen durch Europa – immer dem Fußball hinterher. Am Ende des Tages waren es also primär vereinzelte Marken und It-Pieces, die ihre leidenschaftliche Hingabe zum Sport symbolisierten.
Die Casual-Bewegung ist, nicht zuletzt durch ihre Verbindung zur Hooligan-Szene, nie in den Mainstream der Mode übergegangen, legte jedoch – wenn auch unwissentlich – die Grundsteine für Blokecore.
Blokecore auf dem Laufsteg, der Straße und dem Fußballplatz
Die Ästhetik des Normcores, des Dadcores und jetzt auch des Blokecores haben einen gemeinsamen Nenner: im Grunde verkörpern diese Trends allesamt das Gegenteil dessen, was für gewöhnlich als modisch gilt. Wurden die Trends einst belächelt und höchstens von den – für zumindest einen von ihnen – namensgebenden Vätern getragen, ist es nun die jüngere Generation, die sich diese nun zu eigen machen. So familiär sich der Blokscore-Stil anhört und anfühlt, so ist er auch. Der Trend ist durchdrungen von Vertrautheit und Nostalgie, schließlich tragen die meisten archetypischen Fußballfans – ob in Kneipen, Stadien oder beim Public Viewing, – genau diesen Look schon seit Jahrzehnten. Und das ganz egal, ob ihr Herz für einen obskuren Regionalligaverein oder den diesjährigen Champions-League-Sieger schlägt. Doch jetzt ist es vorwiegend die Gen Z und Millennials, – mit oder ohne wahrhafter Affinität für den Sport – die Vintage-Shops nach Fußballtrikots und Fanartikeln durchstöbern.
TikTok mag der Impulsgeber für den Trend sein, doch auch High Fashion hat sich vom Fußballfieber anstecken lassen und taucht immer tiefer in die Fankultur ein. Während die Ausstattung von Elite-Clubs wie AC Mailand, Paris Saint-Germain oder dem FC Bayern München bereits seit Jahren als gute Schule und Aushängeschild für viele Marken gilt, taucht inzwischen die Sportbekleidung der Spieler immer häufiger auf den Laufstegen der Designer auf. Der Anpfiff kam bereits zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland, als Gosha Rubchinskiy und Adidas – lange vor Gucci, Balenciaga und Co. – grafische Fußballtrikots und Team-Kits mit speziellen Designs für jede der russischen WM-Städte auf den Markt brachten. Demna verewigte den ballstportbegeisterten Trend kurz in seiner Herbst/Winter 2020 Kollektion für Balenciaga und machte seine Models kurzerhand zu Torschützenjäger in Balenciaga-Kits und gab damit den Anstoß für die darauffolgende Adidas x Balenciaga Kooperation.
Doch nicht nur Designer:innen, die traditionell schon immer einen Fuß in der Streetwear hatten, setzen auf Blokecore und Sportswear-Kollaborationen. Auch Stella McCartney, oder Christelle Kocher bündeln ihre Kräfte mit Fußballvereinen, während sich Grace Wales Bonner in den letzten Saisons ebenfalls vermehrt vom Fußball-Kult inspirieren ließ und den Adidas Samba Sneaker, eine Ikone des Blokecore, in Zusammenarbeit mit dem Sportartikelanbieter aus Herzogenaurach wieder zum Leben erweckte. Ihre Zeitgenossin Martine Rose, die schon lange mit Archetypen er britischen Männlichkeit spielt, lässt den Ballsport in ihre Kollektionen einfließen – stellt den Trend allerdings mit einer den Frauen des Sports gewidmeten Nike-Kollaboration kurzerhand auf den Kopf. (Martine Rose x Nike: Blokecore ist Trend – inspiriert von den besten Fußballer*innen der Welt)
Blokecore: Mit diesen Essentials stylen Sie den Look
Neben dem klassischen Fußball-Trikot, das fast Ausnahmslos die Basis des Looks bildet, gibt es noch ein paar Details, mit denen Sie den Blokecore-Trend stilvoll ergänzen können.
Ein echter Bloke trägt, genau wie ein echter Fan, selbstverständlich ein Fußballtrikot. Hierbei ist der größte Unterschied, dass Blokecore weniger auf einen Lieblingsverein setzt und viel mehr auf die Ästhetik des Shirts. Gekauft wird diese nicht aus dem Fanshop des heimatlichen FCs, sondern idealerweise aus der Vergangenheit, denn besonders Vintage Trikots – jene Designerstücke mit einem Hauch Retro – stehen hoch im Kurs. Im Vergleich zum traditionellen Stadionoutfit sollte bei dem Shirt auch auf den Schnitt geachtet werden, denn das Shirt ist im Idealfall ein wenig überschnitten und sitzt locker.
Adidas
DFB 24 Heimtrikot
Um dem Blokecore gerecht zu werden, ist für die untere Hälfte des Styles eine lässige Hose, sei es eine Jeans oder die aktuelle Hoch im Kurs stehende Cargo-Pant, das Gebot der Stunde. Hauptaugenmerk hierbei ist, dass diese Hose auf keinen Fall zu eng ist, sondern locker sitzt und entweder gerade oder ein Ticken weiter geschnitten ist. Die als Heiliger Gral der Blokecore-Hosen angesehen Levi’s 501 dient als ideale Messlatte für den perfekten Schnitt, doch auch Bootcut Jeans erleben als Teil des Fußball-Trends ein Comeback. Für die besonders heißen Sommertage sind auch Jeansshorts – oder Jorts – sowie Bermudas eine Alternative.
Der Samba Sneaker von Adidas wurde pünktlich zur Fußballweltmeisterschaft 1950 in Brasilien geboren, ein Fakt, der dem Schuh nicht nur seinen vom Tanzstil inspirierten Namen verdankt, sondern ihn auch zu einem offensichtlichen Anwärter für den idealen Blokecore-Schuh macht. Während der Sneaker im Laufe der Jahre vom Fußballplatz verschwunden ist und dort durch verschiedene Inkarnationen von Stollenschuhen ersetzt wurde, erlebte er besonders in den vergangenen Jahren eine Renaissance. Diese verdankt der Samba – wie auch das Modell Gazelle aus dem Hause Adidas – unzähligen Designerkollaborationen, aber auch dem schlichten und dennoch stilsicheren Design, das ein starker Kontrast zu den klobigen und auffälligen Dad-Sneaker der jüngsten Vergangenheit ist.
Ein wahrer Fan braucht natürlich noch mehr, als nur ein Trikot, um sich als solcher zu behaupten und ähnlich sieht es auch beim Blokecore aus. Besonders Fanschals wurden zu einem beliebten Accessoire, das Designer in Hülle und Fülle neu interpretieren. Auch hier gilt allerdings: Ein Blick in Vintage-Shops oder auf Grail lohnt sich, denn auch hier sind es Retro-Designs, die den Ton angeben – auch wenn Marken wie Balenciaga den Schal wortwörtlich neu erfinden.
Um den Blokecore-Look abzurunden, bedarf es natürlich auch ein paar kleine Feinschliffe. Das Bier zum Fußballspiel, das wahrscheinlich zu einem der auffälligsten Accessoires der ursprünglichen Blokes im Stadion gehört, wird durch modische Alternativen, die den sportlichen Ethos ehren, ersetzt. Sport- oder Tennissocken lugen aus den Sambas und unter der Levi’s Jeans hervor, während dünne Gliederketten in Gold oder Silber die Hälse zieren dürfen. Die mutigsten und modischen unter den modernen Blokes trauen sich vielleicht sogar ein Haarband, wie es einst David Beckham und nun Jack Grealish propagieren – auf dem Prada-Laufsteg ist der Trend zum Haarschmuck für Männer allemal bereits angekommen. Standard, aber nicht weniger modisch ist hingegen der Bucket Hat, der sich als modischer Liebling und jetzt auch als Blokecore-Staple entpuppt hat. (Die Alternative zum Bucket Hat? Die Baseball Cap ist das Trend-Accessoire 2023 – wir zeigen die besten Styles der Stars)
Was wäre Fußball – oder der Streetstyle der Fußballer – ohne den Trainingsanzug? Der von den Briten liebevoll als “Tracky” bezeichnete Anzug ist zwar kein klassisches Blokecore-Staple, besitzt allerdings die gleichen Qualitäten und ist besonders auf den Laufstegen derzeit nicht mehr wegzudenken. Spätestens seit Balenciaga und Gucci das ikonische Drei-Streifen-Design von Adidas für sich beansprucht und den Trainingsanzug in Kollaboration mit der deutschen Kult-Marke auf die internationalen Laufstege gebracht haben, ist dieser zum modischen Aushängeschild für Retro-Lässigkeit – und in gewisser Hinsicht auch für Blokecore – geworden.
Das Commitment zum Blokecore-Trend kennt keine Grenzen, denn wer den Vintage-Fußballlook nicht nur tragen, sondern leben möchte, kann selbstverständlich auch noch einen oder zwei Schritte weiter gehen und dem Look mit einem Schnurrbart, oder dem Vokuhila, der 80er-Jahre Frisur schlechthin und übrigens eine der Trendfrisuren 2024, die Krone aufsetzen.
