“Challengers” überzeugt mit den unerwarteten Wechselwirkungen einer Ménage-à-trois, die mit Zendaya, Josh O'Connor und Mike Faist glänzend besetzt ist.
Drei sind einer zu viel? Außer natürlich, wenn es darum geht, unsere Vorstellung von Paarbeziehungen auf die Probe zu stellen. Was genau die Anziehung zwischen zwei Menschen ausmacht, lässt sich oft besonders gut herausfinden, wenn ein Dritter sie durcheinanderbringt.
Das Kino hält wunderschöne Ménage-à-trois-Geschichten bereit, von François Truffauts „Jules et Jim“ über Bernardo Bertoluccis „Die Träumer“ bis hin zu „Passages“ mit Franz Rogowski aus dem vergangenen Jahr. Nun hat sich einer der ganz großen europäischen Regisseure dem Thema gewidmet: Luca Guadagnino („Call Me by Your Name“) erzählt in „Challengers“ von einer Dreiecksbeziehung im US-Spitzensport.
“Challengers” – Die Handlung
Zwei miteinander befreundete Teenagerjungs am Beginn ihrer Tenniskarriere verlieben sich gleichzeitig in den Tennis-Megastar Tashi, gespielt von Real-Life-Megastar Zendaya. So werden Art, gespielt von Mike Faist, und Patrick, verkörpert von Josh O’Connor, zu Rivalen. (Schauen Sie sich unser Ranking über Zendayas beste Rollen an)
Tatsächlich weiß Guadagnino seinen Star Zendaya auf dem Tenniscourt als sexuelle Sehnsuchtsfigur zu inszenieren. Doch der Film lebt nicht nur von dem Wettbewerb zweier Heranwachsender um eine Frau, sondern auch von der Frage, was die beiden Männer füreinander empfinden. Als sich alle Beteiligten eines Nachts zum ersten Mal zu einem Kuss annähern, zieht sich Tashi ganz langsam zurück und schaut zu, wie Art und Patrick sich leidenschaftlich weiterküssen. Um die Ménage-à-trois noch komplizierter, aber auch interessanter zu machen, stehen sich Tashi, Art und Patrick nicht nur als Liebende, sondern auch als Gegner auf dem Tennisplatz gegenüber. (Lesen Sie auch diese Geschichte über Trent Reznor und Atticus Ross von Nine Inch Nails, die die krasse Musik zu “Challengers” gemacht haben)
Was Josh O'Connor über “Challengers” sagt
Als wir O’Connor per Zoom in New York erreichen, stellt er sofort Erklärungsversuche darüber an, was sich zwischen den dreien abspielt. Die hochkomplexen Wechselwirkungen von Anziehung, Geborgenheit und Lust aufeinander scheinen ihn nachhaltig zu beschäftigen. Die Dynamik in dem Liebesdreieck, erklärt O’Connor, sei auf rätselhafte Art mit den Gesetzen des Spitzensports verwoben. „Was die drei miteinander erleben, ist der pure Wettbewerb, im Herzen, aber auch im Tennis“, sagt er. „Alle sind besessen von der Schönheit ihres Sports. Patrick und Art verlieben sich nicht in Tashi, sondern in die Tennis spielende Tashi.“
Bei der Frage, ob der Leistungsdruck des Sports so junge Menschen nicht zerstöre, wird O’Connor persönlich: „Wenn man im Leben das Glück hat, aus seiner wahren Leidenschaft eine Karriere zu machen, dann wandert man irgendwann auf dem schmalen Grat zwischen der Passion und dem Job, der Entbehrungen mit sich bringt, der dich lange von deinem Zuhause fernhält, dich nicht für dich selbst kochen lässt. Die Liebe für das, was du tust, fühlt sich irgendwie befleckt an.“
Diese zwei Szenen aus “Challengers” bleiben besonders in Erinnerung
Der Dreier-Kuss ist ein typisches Beispiel für das besondere Verständnis, das Regisseur Guadagnino für die Vielschichtigkeit von sexueller Spannung hat. In “Call Me by Your Name” hat er das bereits in besonderem Maß unter Beweis gestellt, aber auch in seiner tollen Teenager-Serie “We Are Who We Are”. (Lesen Sie hier unsere Kritik zu der sehr gelungenen Serie “We Are Who We Are”)
Hier in “Challengers” gibt es eine verstörende Szene, die auf den Punkt bringt, was “Challengers” so spannend macht. Guadagnino erzählt die Dreiecksbeziehung mit vielen Zeitsprüngen. Das führt dazu, dass wir schon zu Beginn des Films auf dem Knie von Tashi eine große Narbe sehen. Inzwischen ist sie die Frau, Trainerin und Managerin von Art. Erst viel später, nachdem wir als Publikum erfahren haben, dass Art und Patrick sich als junge Männer gleichzeitig in Tashi verliebt haben und sie noch eine große Tennis-Hoffnung war, sehen wir den Unfall, in dem Tashi sich auf schreckliche Art und Weise ihr Knie verdreht – und ihre Karriere mehr als nur einen Knacks hat.
Fazit zu “Challengers”
Alle drei Hauptdarsteller glänzen in diesem Film, der sich traut, sämtliche Oberflächen, die er zunächst kreiert, später zu durchbrechen und in die Tiefe der Spitzensportlerseelen zu gehen. Wie hängen die Leistungen auf dem Tennis-Court mit der Anziehung der jungen Menschen zueinander zusammen? Wie sprechen sie über das komplizierte Geflecht aus Wettkampf, Macht und Sex zueinander? Wie verkraften sie ihre Niederlagen beim Tennis und ihre Zurückweisungen in der Liebe?
Die Welt des Spitzen-Tennis ist ein außergewöhnliches Setting für ein Liebesdrama. Luca Guadagnino gewinnt genau daraus die Kraft, die “Challengers” zu einem besonderen Film macht. Liebe ist hier frei von Kitsch, sondern so unberechenbar wie ein mit viel Spin geschlagener Tennisball, der auf einen zugeschossen kommt.
Sehen Sie hier den deutschen Trailer zu “Challengers”
“Challengers”, ab 25. April im Kino, Regie: Luca Guadagnino, mit Zendaya, Josh O'Connor und Mike Faist