“Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht” startet am 2. September bei Amazon Prime Video
Mit der “Der Herr der Ringe”-Trilogie hat Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Peter Jackson zu Beginn des Jahrtausends Geschichte geschrieben: Lange galt das Werk von J.R.R. Tolkien als unverfilmbar, doch in einem unvergleichlichen Kraftaufwand verwandelte der Neuseeländer Jackson Teile seiner Heimat in Mittelerde und bewies allen Zweiflern an dem Mammutprojekt das Gegenteil. Am Ende seiner Trilogie standen fast drei Milliarden Dollar Einnahmen an den Kinokassen weltweit, 17 Oscars und eine zufriedene Schar von treuen Tolkien-Fans, die sich von den Filmen verstanden fühlten und die sahen, dass Jackson einer von ihnen ist.
Die Reaktionen auf “Die Ringe der Macht” werden anders ausfallen. Schon an den ersten Trailern hatten Fans weltweit viel auszusetzen, was sie bei Instagram, YouTube und Co. auch ausführlich taten. Teilweise aus inakzeptablen Gründen: So war manchem “Fan” die Besetzung zu divers. People of Color im Auenland? Das sprengte anscheinend die Vorstellungskraft der Kleingeister unter den Fantasy-"Fans".
Wenn am 2. September die ersten beiden Folgen von “Der Herr der Ringe: Ringe der Macht" abrufbar sind – die schon vorab der Presse gezeigt wurden – werden aber weitere Kritikpunkte dazukommen. Zum Teil auch berechtigte. (Lesen Sie auch: Von “Herr der Ringe” bis “Andor” – das sind die wichtigsten Streaming-Starts im September)
Worum geht es in “Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht”?
In Mittelerde herrscht Frieden – mehr oder weniger. Nach einem Jahrhunderte langen Krieg zwischen Gut und Böse scheint der dunkle Herrscher tot oder zumindest auf Dauer gebannt zu sein. Die Elbin Galadriel traut der Sache aber nicht so recht. Sie begibt sich auf eine Suche bis ans Ende der bekannten Welt, um sich für den Tod ihres Bruders zu rächen, der in dem Krieg sein Leben ließ. Und selbst als der König der Elben persönlich sie stoppen will, widersetzt sie sich und macht sich auf eigene Faust auf den Weg direkt in die Dunkelheit.
Gleichzeitig bekommen zwei Haarfüße – eine Untergattung der bekannten Hobbits – Besuch in Form eines Menschen, der vom Himmel gefallen zu sein scheint. Ein militärischer Elbenstützpunkt im Land der Menschen soll gerade aufgelöst werden, als sich dort grausame Ork-Attacken ereignen. Und Galadriels bester Freund Elrond sucht für ein großes Bauvorhaben Unterstützung im Reich der Zwerge, deren Anführer etwas zu verheimlichen scheint … (Lesen Sie auch: Diese Netflix-Starts sollten Sie im September nicht verpassen)
Worauf beruht die Handlung von “Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht”?
Tatsächlich gibt es keine wirkliche Vorlage für die Serie außer der Welt von J.R.R. Tolkien im Allgemeinen. Es gibt viele Anspielungen – natürlich an “Der Herr der Ringe" und “Der Hobbit”, aber auch an “Das Silmarillion”. All das soll zu einer großen Geschichte zusammengeführt werden, die auf mehrere Staffeln ausgelegt ist. Ein bisschen wie “Game of Thrones” in den letzten Staffeln, als die Serie die Romanvorlagen überholt hat – nur ohne Sex und mit zurückhaltenden Gewaltszenen. Das hier soll ja Unterhaltung für die ganze Familie sein. (Lesen Sie auch: Netflix setzt diese lang erwartete Serie nach nur einer Staffel wieder ab)
Wieso soll ich mir die Serie anschauen?
Kaum eine andere Fantasy-Reihe ist weltweit so bekannt und beliebt wie “Der Herr der Ringe”. Deshalb werden die ersten beiden Folgen, die am 2. September bei Amazon Prime Video abrufbereit sind, mit Sicherheit sofort auf Platz 1 der Streaming-Charts springen. Und es gibt ja auch gute Gründe, die Serie zu mögen: Die Bilder sind atemberaubend und eigentlich viel zu schade für jeden Bildschirm, der kleiner ist als eine Kinoleinwand. Hier sieht man ganz deutlich, wieso “Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht” die teuerste Serie der TV-Geschichte ist. Wie bei den Filmen von Peter Jackson wird beim Dreh zwar ausführlich von CGI Gebrauch gemacht, aber ebenso auf beeindruckende Sets in den Weiten Neuseelands gesetzt.
Auch unter den Schauspielern sind einige interessante neue Gesichter, allen voran Galadriel-Darstellerin Morfydd Clark, die die undankbare Aufgabe besitzt, eine der zwei Rollen zu spielen, die man aus der Kino-Trilogie schon kennt, die den Vergleich mit Cate Blanchett aber durchaus nicht fürchten muss. (Lesen Sie auch: Wer wird der nächste James Bond – das sind die Kandidaten)
Was ist nicht gelungen an “Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht”?
Es ist ein bisschen unfair, eine Serie zu bewerten, wenn man nur die ersten beiden Folgen gesehen hat und vielleicht stellt es sich später als großes Plus heraus, aber: Wenn sich die Begeisterung über die Sets und die überwältigenden Bilder einmal gesetzt hat, beginnt man ein wenig an der Geschwindigkeit der Erzählung zu verzweifeln. Die Serie nimmt sich zu Beginn viel Zeit, die über Mittelerde verstreuten Charaktere einzuführen – gefühlt etwas zu viel Zeit. Und teilweise beginnen die offensichtlichen Parallelen zu den Kinofilmen sehr schnell zu nerven.
Da ist zum Beispiel die Geschichte von den beiden Hobbits Nori und Poppy, eine abenteuerlustig, die andere ängstlich und ständig mahnend. Quasi der “Hobbit”-Bilbo und der “Herr der Ringe”-Samweis als junge Frauen. Vorlage für den Einzelgänger und kurz angebundenen Helden Halbrand ist ganz offensichtlich der “Herr der Ringe”-Aragorn.
Nicht weniger nervig ist das Pathos, mit dem streckenweise jeder einzelne Satz zu einer großen Weisheit aufgeblasen wird. Gerade die Unterhaltungen unter den Elben fallen unangenehm auf. Etwas mehr Leichtigkeit hätte der Serie hier gut getan.
Aber gut, es steht ja immerhin nicht weniger als das Schicksal eines ganzen Kontinents auf dem Spiel und vielleicht bekommt die Serie ja auch noch die Kurve und versieht all das Pathos mit den passenden Ereignissen. Es steht ja immerhin das Schicksal der teuersten Serie der TV-Geschichte auf dem Spiel.