GQ Music Icon of the Year: Die vierfache Grammy-Gewinnerin Erykah Badu über die Macht der Worte, Vintage-Mode, Autos und den Frieden in sich.
[Anmerkung der Redaktion: In der Print-Version dieses Artikels in der aktuellen GQ ist fälschlicherweise Erykah Badu nicht als Co-Stylistin angegeben. Die gesamte Story wurde von Tobias Frericks und Erykah Badu gemeinsam gestylt. Wir bedauern diesen Fehler.]
Im Alter von 15 Jahren schrieb Erica Wright einen Brief an das Universum. „Ich werde es mit der Hilfe von Gott schaffen. Nichts kann mich aufhalten außer ich selbst.“ So das Zitat im US-Magazin „The Cut“, das vielleicht erklärt, warum wir über die Musik von Erykah Badu hinausschauen müssen, um zu verstehen, wer Badu ist. Queen des Neo-Soul, spirituelle Wanderin oder Kulturrebellin. In den 1990er-Jahren war die Musikszene überschaubar und überwiegend maskulin. Dann kamen Musikerinnen wie Erykah Badu, Lauryn Hill und Missy Elliott und setzten neue Töne. Mischten den Soul mit harten Beats und Rap-Reimen. Und ebneten den Weg für nachkommende Generationen von Künstlerinnen.
Erykah Badu war schon immer Trendsetterin
Von dem Moment an, als sie 1997 mit ihrem genredefinierenden Album „Baduizm“ die Szene betrat. Damals stand sie auf hohen Plateauschuhen, trug einen riesigen Kopfschmuck, den für sie typischen Ankh-Schmuck und ein Räucherstäbchen zwischen den Fingerspitzen. Heute verkauft sie die Räucherstäbchen in ihrem Onlineshop Badu World Market. Ein Duft heißt „Badu Pussy“ und ist immer ausverkauft. Die Hüte, die Turbane und ihre eklektische Mischung aus Vintage- und Designerstücken sind bis heute ihr Markenzeichen. Modemacher wie Tom Ford, Riccardo Tisci und Rick Owens erklären sie zu ihrer Muse. 2023 ist ihr Jahr, zumindest in der Modewelt ist sie präsenter denn je.
Erykah Badu sitzt bei fast jeder Fashionshow in London, New York, Paris und Mailand in der Frontrow, entwirft eine eigene Kollektion mit Francesco Risso für Marni und ist auf dem Cover der US-Vogue. Was aber nur wenige wissen: Die Musikerin ist seit über 20 Jahren als Doula tätig und hat sogar eine Zertifizierung als Reiki-Master. Geboren als Erica Abi Wright, wuchs Erykah Badu in Dallas, Texas, auf. Dort lebt sie noch heute – hat selbst drei Kinder. Sie stand bereits mit vier Jahren auf der Bühne, lernte tanzen und singen. Die Mutter trennte sich früh von dem Vater, und Badu wohnte fortan in einem Haus in einem Kreis von Frauen. Dort entwickelte die Singer-Songwriterin ihr Ohr für Musik: von Chaka Khan, Pink Floyd bis Prince. Und ihren Geschmack für europäische Autos. Sie fährt einen taubengrauen Porsche, auf dessen Nummernschild SHE ILL steht.
Über ihren Einfluss in der Musik spricht Badu in philosophischen, esoterischen Vergleichen. Wer sie kennenlernen will, muss nur aufmerksam ihren Songtexten lauschen. Da steht alles drin. Die Alben „New Amerykah“, Part One und Two, wurden 2008 und 2010 veröffentlicht, in der Zeit von Obama, der 2009 US-Präsident wurde – mit einer Vorahnung auf die Jahre danach. Auf „Master Teacher“ brachte uns Badu mit „Stay Woke“ ihre Lektion bei. Badus Kunst löst Kontroversen aus, wie 2010 ihr Video zu „Window Seat“, indem sie sich ihrer Kleidung entledigte, während sie die Elm Street in Dallas entlangläuft, bis sie nackt an der Stelle steht, an der Kennedy erschossen wurde.
Sie hat Wege gefunden, sich mit einer neuen Generation zu vernetzen. Ihre musikalischen Kollaborateure sind genre- und generationsübergreifend, von Hip-Hop (A$AP Ferg) über K-Pop (RM von BTS) bis hin zu New-Wave-R&B (Teyana Taylor). Als die Pandemie die Tourneen zum Erliegen brachte, revolutionierte sie die At-Home-Videos mit ihren Livestream-Sessions. Sie startete Badubotron, eine Streaming-Plattform, auf der Badus Konzerte für eine Gebühr von einem Dollar angesehen werden konnten. Badus aufwendige Kostüme, wilde Performances und außerirdische DIYSets zogen mehr als hunderttausend Fans an. Auf TikTok und Instagram, wo sie sich „UNICORN Mutant Cobra“ nennt, teilt sie backstage Videos ihrer letzten „Unfollow Me“-Tour.
Erykah Badu im exklusiven GQ-Interview
Wir treffen uns an einem Freitag virtuell bei ihr zu Hause in Dallas. Dort ist es Mittag, hier bereits Nacht. Badu sitzt in ihrem Studio. Ihr Gesicht ist so nah vor der Kamera ihres Handys, dass ich ihre Sommersprossen sehe. Wir stellen uns vor, sie sagt, wir haben den gleichen Namen, ich verstehe nicht sofort. Sie lacht und meint damit ihr Alias: Manuela Maria Mexico.
GQ: Sie haben in den 1990er-Jahren eine ganz neue Musikrichtung aus Hip-Hop, R&B und Soul eröffnet. Wie haben Sie diese Zeit erlebt, diese Kultur, die Sie mit geschaffen haben?
ERYKAH BADU: Ich habe dabei geholfen, sie einzuführen. Ich war die Erste in meinem Genre. Es gab kein Genre, bis der Name Neo-Soul für das Album „Baduizm“ kreiert wurde, weil niemand kategorisieren konnte, was ich machte. Ich habe sozusagen ein Loch in den Damm gebohrt und all die gleichgesinnten Frequenzen strömten hindurch. Es ist eine Formel, die andere benutzen können.
Erinnern Sie sich noch an Ihre Anfänge?
Ich ging nach New York, um einen Plattenvertrag zu bekommen. Ich besorgte mir die Adressen aller Plattenfirmen und nahm meine Boombox und meinen Kassettenrekorder mit, weil es damals noch keine CDs gab. Ich ging zu jedem Büro. Puffy Lee Cohen, Sony, Delicious Vinyl, überall dorthin, wo ich einen Termin bekommen konnte. In meinen Gedanken ging ich das Vorsprechen bei den Labels noch mal durch. Wer verdient mich?, dachte ich, denn ich hatte so hart daran gearbeitet. Kedar (Anm. der Redaktion: Kedar Massenburg), der zu der Zeit D’Angelo managte, verstand irgendwie meinen Flow. Und ich hatte das Gefühl, dass ich bei ihm sicher sein würde. Auch wenn er nicht bei einem großen Label war, fühlte ich die Verbindung.
Wie war es als Frau in einem noch sehr männlich dominierten Umfeld?
Ich wusste nicht, dass ich eine Frau war. Ich bin in einer Gemeinschaft von Menschen aufgewachsen und ging auf die Kunstschule, um zu tanzen. In der Kunstschule sind alle non-binary. Wir sind einfach Menschen. Wir sind Schöpfer. Dass ich eine Frau bin, habe ich gelernt, nachdem ich in die Musikbranche gekommen bin. Es gibt da ein paar unausgesprochene Regeln, was Produzenten und Produktion angeht. Wenn man nicht alle Begriffe aus dem Bereich Technik und Produktion kennt, wird man nicht berücksichtigt, wenn man seine Ideen vorstellt. Das gilt nicht nur für Frauen, sondern für jeden. Ich habe mir den Weg durch die Tür gebahnt. Auch ohne deren Sprache zu sprechen. Ich war in der Lage, mit Farben, Klängen und Hinweisen zu kommunizieren. Das ist meine Vision. Das ist es, was ich höre. Ich akzeptierte kein Nein als Antwort. Ich hatte es nicht wirklich schwer als Frau in der Branche, weil ich mich nicht in eine Schublade stecken ließ.
Wir haben in den letzten Jahren viel dazugelernt in den Diskussionen über Geschlechter, Frauen und Männer.
Es ist eine glorreiche Zeit. Kreativ und sehr, sehr frei. Es ist fast so, als ob etwas gestorben ist, und etwas anderes wächst. Das kann man bei der neuen Generation sehen. Sie ist furchtlos. Sie gehört nicht nur zu uns, sondern sie steht für Verbesserungen von unserem Entwurf. Es ist wichtig für mich, die Kinder zu unterstützen, mit ihnen auf Augenhöhe zu bleiben. Ich erfinde mich neu, indem ich im Moment präsent bleibe.
Musik hatte immer einen großen Einfluss auf die Mode. Sie waren auf dem Cover der US-Vogue, saßen in der Frontrow bei den Shows, hatten diese großartigen Kollaborationen. Ich habe den Eindruck, dass Sie jetzt die Aufmerksamkeit bekommen, die Sie als Stilikone verdienen.
Ich hatte schon immer meinen eigenen Stil. Ich habe mich nie für Mode interessiert. Ich gehe Mode an, wie jede andere Kunst. Es ist ein visuelles Handwerk. Und ich sehe mich selbst als Bildhauerin, wenn es darum geht, Dinge zu gestalten. Ich habe die Einladungen auch früher zu den Shows bekommen, aber ich habe sie nicht wirklich ernst genommen. Ich wollte das damals nicht. Die Energie war nicht die richtige. Aber ich habe die Einladungen angenommen, und der Rest ist Geschichte. Ich hatte wirklich eine wunderbare Zeit.
Wie haben Sie Ihren besonderen Stil entwickelt?
Ich habe immer einen Secondhandladen gegenüber einem Kaufhaus bevorzugt, das auf jeden Trend aufspringt. Okay, also lass mich das umdrehen und auf meine Art machen. Etwas kreieren. Es bereitet so viel Spaß, etwas aus all den Millionen und Milliarden Atomen der Erinnerungen zu erschaffen. Ich habe so viele Dinge gesehen, ich bewundere so vieles und bin von so vielem inspiriert. Es macht einfach Spaß, all das zusammenzufügen. Und so haben mich all die Dinge erschaffen.
Wir kategorisieren gerne, aber es gibt so viele Künstlerinnen und Künstler da draußen, die multidisziplinär sind. Die etwas schaffen. Das ist es, was Kunst wirklich interessant macht.
Es ist richtig, ein multidisziplinäres Wesen zu sein. Wir werden nur aus einem Grund kategorisiert, damit wir vermarktet werden können. Und wenn man das einmal herausgefunden hat, dann kann man sich selbst aus der Schublade herausnehmen. Ich weigere mich, mich anpassen zu lassen oder mich in etwas hineinstecken zu lassen. Das ist nicht fair gegenüber meiner Kunst oder meinem Geist oder den Räumen, die ich geschaffen habe; gegenüber allen anderen, die sich wie ich fühlen, die etwas erschaffen, das originell ist. Wenn ich in eine Kategorie gehöre, dann bin ich die Erste darin. Es gibt niemanden wie mich. Es gibt auch niemanden wie Sie.
Sie sind ein leidenschaftlicher Vintage-Shopper. Woher kommt diese Passion?
Ich kaufe in Secondhandläden ein, kaufe Vintage, gebrauchte Kleidung, wiederverwendete Dinge. Ich empfinde dabei dasselbe, wie wenn ich Platten kaufe. Wenn ich in einen Plattenladen gehe, suche ich nicht nach etwas Bestimmtem, weil man nie weiß, was man findet. Es gab eine Zeit, in der wir nichts über Künstler wussten, außer dem Foto auf der Vorderseite und die Art des Covers. Und das gab uns eine Vorstellung davon, wie die Musikrichtung sein würde. Was für einen Stil sie hatten. Sind sie cool oder trendy, sind sie Hippies oder sind sie experimentell oder avantgardistisch? Wenn man sich das Cover eines Grace-Jones-Albums anschaut, weiß man, was man bekommen wird: freies Denken, objektives Denken. Sie werden etwas hören, das von einer Person kommt, die eine Perspektive einnimmt, die im Gegensatz zu ihrer Wahrnehmung steht. So ist es auch, wenn ich einkaufen gehe. Ich weiß nicht, wonach ich suche, aber wir finden uns irgendwie. Ich finde dieses Ding, dieses besondere Ding.
Gibt es jemanden in Ihrer Familie, von dem Sie Ihr Gespür für Stil geerbt haben?
Ich bin eine Verbesserung des Design-Geschmacks meiner Mutter. Sie war fantastisch. Sie hat mir viel Freiheit gelassen, sodass ich ihren Stil weiterentwickelt habe. Meine Mutter hat einen tollen Musikgeschmack, einen guten Geschmack bei Schuhen, Accessoires, beim Essen und bei Autos.
Jetzt bin ich neugierig. Was für Autos?
Oldtimer. Immer. Sie meinte, man sollte einen alten Mercedes-Benz oder einen Peugeot oder einen Saab fahren. Sie wissen schon, etwas, das einzigartig geformt und gebaut ist. Sie schätzte Qualität. Wie die ihrer Kleidungsstücke, bei Musik, beim Geruch des Essens oder dem Geschmack von Wein. Also habe ich den Geschmack oder den Hunger nach Geschmack von ihr geerbt. Sie hat mich inspiriert, aber ich bin ich, und sie erlaubte mir, ich zu sein.
Sie reisen mit etwa 15 bis 20 Koffern, wenn Sie auf Tournee gehen. Was ist da alles drin?
Nun, ich bin der Kopf jeder Produktion, und ich entwerfe die Kostüme für meine Band. Das sind ungefähr fünf Taschen für sich. Dann meine Make-up-Utensilien. Dafür gibt es auch eine Kiste. Und für mein Hair-Styling, das sind zwei oder drei Taschen, Produkte, Perücken, Dinge, was immer ich für die Tournee brauche. Dann die Garderobe, die in Kisten gepackt ist. Ich bringe die gesamte Kleidung selbst mit. Und dann meine persönlichen Sachen. Unterwäsche, Socken, Lieblingstücher und so weiter. Ich habe mein eigenes Bett. Und es ist sehr, sehr wichtig, dass ich alle meine Instrumente dabeihabe, mit denen ich arbeiten kann.
Was ist das Lieblingsstück in Ihrem Kleiderschrank, wenn Sie eines nennen müssten?
Es wäre mein typischer schwarzer Hut. Der hier drüben. Ich zeige ihn Ihnen. Das ist mein Lieblingsstück. Egal, wo ich hingehe oder was ich tue, ich kann ihn aufsetzen und fühle mich wie ich selbst.
Oh, ja. Das ist der Erykah-Badu-Hut.
Dieser Hut wurde von Gunner Foxx, einem sehr guten Freund von mir aus Los Angeles, gemacht. Gunner und ich haben diese Hutform mit der großen Krone entwickelt. Gibt es eine Bedeutung dahinter? Ich bin einfach sehr von der ästhetischen Form angezogen. Ich mag es, wenn ich Platz habe, damit meine Gedanken Freiraum haben. Wissen Sie, sie werden nicht zerquetscht.
Badu wuchs unter starken Frauen auf, die hart arbeiteten
Für mich verkörpern Sie ein sehr kraftvolles und mystisches Bild von Schwarzen Frauen und Schönheit. Sie wuchsen in einem Kreis von Frauen auf. Wie war das?
Mein Vater lebte nicht in dem Haus, auch nicht mein Großvater. Er war schon sehr alt, als ich geboren wurde. Es war ein ganz normales Leben für mich. Die Frauen waren sehr, sehr autark. Sie kannten kein Pardon und arbeiteten hart. Aber das Wichtigste dabei war: Sie waren warmherzig. Das habe ich von ihnen gelernt. Ich wäre nicht ich selbst, hätte ich eine andere Einstellung gelernt. Dafür bin ich sehr dankbar: für die Weisheit, die Geduld und die Strenge dieser Frauen. Und für ihre Barmherzigkeit.
Wie haben Ihre Wurzeln Sie zu dem gemacht, was Sie heute sind?
Wenn Sie Wurzeln sagen, meinen Sie die Generationen und Vorfahren, die vor Ihnen kamen, und die Dinge, die sie Ihnen beigebracht haben? Ich wäre nirgendwo, wenn meine Großmutter mir nicht gesagt hätte, dass ich mir meine Freunde so aussuchen soll, wie ich mein Obst aussuche. Wie in dem Lied „Apple Tree“: „See I pick my friends like I pick my fruit. My Granny told me that when I was only a youth.“ Das ist ein Song über meine Familie. Ja, das hat mich geprägt. Meine Wurzeln haben mich geformt. Durch die Mutter sind wir in der Lage, mehr zu erfahren und uns weiterzuentwickeln. Ich bin meine Großmutter und meine Mutter. Meine Tochter ist die Verbesserung meines Entwurfs. Ich respektiere sie als eine andere Version von mir.
Ihre Tochter Puma geht auch mit Ihnen auf Tour?
Ja. Sie ist mein Make-up-Artist. Es ist eine Ehre, mich durch meine eigene Linse zu beobachten, zurückzutreten und geduldig zu sein. Und sie ihre Entscheidungen und Fehler machen zu lassen. Ihren Weg zu gehen. Die Verbindung, die wir haben, von Generation zu Generation, von Müttern zu Töchtern. Das ist eine heilige Sache. Wer in Ihrer Familie hatte den größten Einfluss auf Sie? Die Frauen in meiner Familie waren alle zu gleichen Teilen an meiner Erziehung und der meiner Geschwister beteiligt. Sie waren alle berufstätig, hatten alle einen hektischen Zeitplan: den Haushalt bewältigen, Essen kochen und ein Geschäft führen. Ich habe gesehen, wie sie zusammenarbeiten und wie sie nicht miteinander auskommen. Was man gesehen hat, kann man nicht ungesehen machen. Das ist ein Teil von mir geworden. Sie haben einmal gesagt, dass Kunst Ihre Religion ist.
Was gibt Ihnen die Kunst zurück?
Nun, durch jede Art von Kunst, jede Art von Disziplin, in die ich meine ganze Energie und Arbeit stecke, werde ich am Ende belohnt. Vor allem, wenn ich es bis zum Schluss durchziehe. Ich werde belohnt mit dem Trost zu wissen, dass ich es geschafft habe, sei es ein gutes Kunstwerk oder auch nicht, gefällt es den Leuten oder auch nicht, ich habe es vollendet. Das gibt mir Frieden.
Als Künstlerin legen Sie Ihre Seele bloß. Ihre inneren Gefühle, und Sie sagen offen Ihre Meinung. Sie wurden dafür oft kritisiert und missverstanden.
Die Art der Künstlerin, die ich bin, und die Art von Leben, das ich führe, sind zu hundert Prozent ich. Ich denke also, dass ich zwangsläufig missverstanden werde. Das liegt an der Art, wie ich gemacht bin, an meiner Familie, an der Art, wie wir sprechen. Wir sind sehr ehrlich und offen. Es gibt nicht viele Menschen, die auf diese Weise objektiv kommunizieren und denken. Man muss vorsichtig sein mit seinen Worten. Worte sind Macht.
Du sagst Dinge in die Welt hinaus, die du vielleicht gar nicht sagen willst. Ist es heute zunehmend schwieriger, seine Meinung offen zu sagen?
Man muss eine Strategie entwickeln, damit man nicht das Falsche sagt. Verstehen, werdas Publikum ist und wer die Zielgruppe ist. Damit Sie nicht auf Landminen treten, die für Sie ausgelegt sind. Man muss wissen, wie man einen Raum liest. Das habe ich gelernt. Ich bin eine freie Denkerin und freie Rednerin. Es geht nicht darum, immer recht zu haben, sondern eher darum, unterscheiden zu können. Lass jemand anderen etwas sagen, was du sagen willst. Er wird es sagen.
Was ist das Schwierigste daran, eine Künstlerin zu sein?
Mit dem Weg in Einklang zu bleiben. Manchmal bin ich nämlich faul und müde. Und launisch. Ich weiß, dass ich jeden Tag in die Sonne gehen muss, wenn ich Energie haben will und mein Geist ausgeglichen sein soll; dass ich Nährstoffe zu mir nehmen muss, dass ich schlafen muss, um den Weg weiterzugehen, den ich gehen will. Es ist also so: Habe ich hundertprozentige Kontrolle über alles, was passiert? Ja, es sollte wirklich keine Herausforderung sein? Manchmal ist es schwierig, den Motor zum Laufen zu bringen. Aber wenn mein Motor einmal läuft, bin ich ein Lamborghini.
Welchen Dialog würden Sie gerne mit Ihrer Kunst fortsetzen?
Schauen wir mal. Ich möchte weiterhin sagen, dass wir unsere Realität erschaffen. Die Art, wie wir denken, die Art, wie wir reden. Unsere Perspektiven kreieren unsere Realitäten. Diesen Dialog möchte ich fortsetzen. Ich glaube, ich habe es noch nicht so erklärt, wie ich es erklären wollte. Meine beste Arbeit steckt also noch in mir. Deutschland ist kurz davor, Cannabis zu legalisieren. Sie haben eine eigene Cannabis-Cookie-Linie entwickelt. Ich habe sie zusammen mit Berner (Anmerkung der Red.: Gilbert Anthony Milam Jr. aka Berner, ist ein amerikanischer Rapper und Entrepreneur) entwickelt. Er verkauft Cannabis-Teig und -Kekse, seine Firma heißt „Cookies“. Zusammen mit ihm habe ich eine Sorte kreiert, die „That Badu“ heißt. Ich wurde Teil der Cannabis-Konversation mit Frauen. Ich wollte eine Cookie-Sorte kreieren, die mir bei meiner Arbeit als Doula helfen würde.
Was genau macht eine Doula?
Als Doula helfe ich, Babys auf die Welt zu bringen, sitze als Sterbebegleiterin am Bett von Menschen, die in den nächsten Abschnitt übergehen, und bin als ganzheitliche Heilpraktikerin auch eine Wegweiserin für jüngere Künstler und Menschen.
Wie setzen Sie als Doula Cannabis ein?
Ich wollte eine Cannabis-Sorte kreieren, die auf unsere Frauenkörper zugeschnitten ist. Ich wollte aufklären, eine Stimme in diesem Bereich sein und sicherstellen, dass Cannabis als pflanzliche Medizin nicht in der Konversation verloren geht und von der kommerziellen Nutzung von Cannabis überschattet wird. In so vielen Ländern müssen Frauen immer noch für ihre Rechte kämpfen. Wenn Sie sehen, was im Iran passiert, oder sich die Aufhebung des Rechts auf Abtreibung in den USA anschauen.
Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Wofür kämpfen Sie?
Ich will ehrlich zu Ihnen sein, an dieser Stelle meines Lebens weiß ich es nicht. Ich bin an einem Punkt, an dem ich einfach nur meinen Kopf einziehen und allem aus dem Weg gehen möchte. Weil ich weiß, welche Macht ich habe. Bevor ich die nächste Aussage mache oder ein symbolisches Kunstwerk, muss ich im Einklang mit der Natur und mit meinem höheren Selbst sein. Ich habe beschlossen, dass es keinen Krieg im Äußeren gibt, wenn es keinen Krieg im Innern gibt. Ich kämpfe im Moment überhaupt nicht. Ich lasse es ruhig angehen. Ich schwimme mit dem Strom.