Kino-Kritik

Furiosa: A Mad Max Saga ist völlig durchgeknallt, aber großes Kino

Anya Taylor-Joy schlüpft in die Rolle der Kriegerin Furiosa und zeigt, dass man keine großen Muskeln braucht, um Chris Hemsworth den Hintern zu versohlen.
Anya TaylorJoy in Furiosa
Anya Taylor-Joy in "Furiosa: A Mad Max Saga"Courtesy of Warner Bros. Pictures

“Furiosa: A Mad Max Saga” mit Anya Taylor-Joy und Chris Hemsworth ist Adrenalin pur – ohne Erbarmen.

“Mad Max: Fury Road” mag zwar den Namen des Road Warriors Max Rockatansky im Titel getragen haben, die eigentliche Heldin des Films war aber Charlize Therons Kriegerin Furiosa, die erbarmungslos gegen den skrupellosen Imperator Immortan Joe kämpfte. Jetzt bekommt diese Furiosa ihren eigenen Film, in dem erzählt wird, wie aus einem klugen und geschickten Mädchen die harte, desillusionierte Kämpferin wurde. (Lesen Sie auch: “Deadpool & Wolverine” verspricht einer der großen Kinohits des Jahres zu werden)

Es beginnt in einem kleinen Paradies: Mitten in der postapokalyptischen australischen Wüste befindet sich ein kleiner Wald mit Wasser, Tieren und exotischen Früchten, die an den Bäumen nur darauf warten, gepflückt zu werden. Genau das tun die junge Furiosa (Alyla Browne) und ihre Schwester. Doch es dauert nicht lange, bis das Grauen in Form von einer Gruppe Motorradfahrer den Frieden stört, ein Tier schlachtet und ausweidet und Furiosa, die sie daran hindern will, kidnappt. Ihre Mutter (Charlee Fraser) macht sich sofort auf die Verfolgung der Gruppe, denn nicht nur will sie ihre Tochter retten, es darf auch niemand überleben, der einen Blick in das Paradies geworfen hat – zu groß ist die Gefahr, dass er mit seiner Gang zurückkehrt und den Ort ausschlachtet und verwüstet. (Lesen Sie auch: Das sind die besten Action-Filme der letzten 40 Jahre)

Anya Taylor-Joy, Tom Burke und Chris Hemsworth in "Furiosa: A Mad Max Saga"Warner Bros. / Jasin Boland

Die Befreiungsaktion gelingt letztendlich nur teilweise: Furiosa muss nicht nur mit ansehen, wie ihre Mutter gefoltert und getötet wird, sie landet auch noch in der Gefangenschaft von Dementus (Chris Hemsworth), der sie wie ein Haustier behandelt und auf seine Schlachtzüge mitnimmt, wo sie stumm bleibt und nur von zwei Zielen besessen ist: Rache zu nehmen und irgendwann wieder nach Hause ins Paradies zurückzukehren.

Neun Jahre ist es her, seitdem “Mad Max: Fury Road” uns in das postapokalyptische Chaos von Regisseur und Produzent George Miller zurückgezogen hat, das er einst mit Mel Gibson als Mad Max erfunden hatte. Die Wucht, mit der Tom Hardy und Charlize Theron sich auf der Leinwand eine Schlacht mit dem Imperator Immortan Joe und seiner Armee aufgeputschter und lebensmüder Krieger lieferten, war genug, um Millionen Kinobesucher weltweit zu überwältigen – und am Ende sogar zehn Oscar-Nominierungen zu holen. Erstaunlich für einen Action-Film, der bei den Zuschauern durchaus die Grenzen ihrer Belastbarkeit getestet hat.

“Furiosa: A Mad Max Saga” steht dem in wenig nach: Der Film ist ein Adrenalin-getriebenes, atemloses Rache-Epos, bei dem die zweieinhalb Stunden Laufzeit sich anfühlen wie ein langes, lautes Musikvideo ohne Obergrenze des Budgets. Die Figuren sind überzeichnet, die Stunts rasant und Grenzen sprengend, die Gewalt teilweise schwer zu ertragen. Zuschauer werden diesen Film lieben oder hassen – dazwischen ist relativ wenig Spielraum. (Lesen Sie auch: So wertvoll ist der Autoschrott der “The Fast and the Furious”-Reihe)

Auch Immortan Joe und seine degenerierte Entourage ist in “Furiosa” dabei.Courtesy of Warner Bros. Pictures

Herausragend aus dem Ensemble ist natürlich Anya Taylor-Joy als furchtlose Heldin, die über weite Strecken des Films stumm bleibt und deren Zorn und Leid man nur in ihren Augen ablesen kann. Chris Hemsworth als durchgeknallter Anführer einer Motorrad-Gang dagegen redet in dem Film fast ununterbrochen – was einem dann doch irgendwann etwas auf die Nerven gehen kann. Sein Gesicht soll mit einer künstlichen Nase entstellt werden, damit er optisch besser zu den ganzen degenerierten Mitgliedern seiner Gang passt, was nur begrenzt gelingt.

Das eigentlich erstaunlichste an “Furiosa” ist aber, dass es Regisseur und Drehbuchautor George Miller mit knapp 80 Jahren schon wieder gelungen ist, einen Film abzuliefern, der so außergewöhnlich und in vielerlei Hinsicht innovativ ist, wie es vielen jüngeren Regisseuren in ihrem ganzen Leben kein einziges Mal gelingt. Ein sechster “Mad Max”-Film ist aktuell schon in der Vorbereitung – mal sehen, wie er das Tempo dafür noch einmal anziehen will. (Lesen Sie auch: Selena Gomez landet Hit beim Filmfestival in Cannes: So genial ist das Gangster-Musical “Emilia Pérez”)