Netzfundstücke

Google Street View: So entlarvte das Technik-Feature einen gesuchten Mafia-Boss 

20 Jahre lang war es Gioacchino Gammino erfolgreich gelungen, unterzutauchen. Nun wurde der verurteilte Mörder und Drogenhändler überführt – jedoch nicht von Interpol sondern von Google Street View.
Ein Google Street ViewFoto vor einem Obststand wurde dem MafiaBoss zum Verhängnis.
Ein Google Street View-Foto vor einem Obststand wurde dem Mafia-Boss zum Verhängnis.Getty Images

Eigentlich fast schon bitter, wenn man nach 20 Jahren erfolgreicher Flucht plötzlich doch noch gefasst wird – und das dann noch nicht einmal durch Interpol, sondern dank eines Technik-Features. Und sowas gibt es doch außerdem nur im Film, werden Sie nun vielleicht denken, aber nein: Genau das ist nun Mafia-Boss Gioacchino Gammino tatsächlich passiert. (Lesen Sie auch: Camorra 2.0? Italienische Mafia lädt einschüchternde Videos auf TikTok hoch)

Mafia-Boss Gioacchino Gammino fliegt nach 20 Jahren Flucht auf

Schon seit 20 Jahren wird der verurteilte Mörder und Drogenhändler Gioacchino Gammino gesucht. Unterschlupf gefunden hat er in Spanien, genauer gesagt in Galapagar. Die kleine Berggemeinde liegt im Nordwesten der spanischen Hauptstadt Madrid und tritt kaum ins Licht der Öffentlichkeit. Das war wohl auch der ausschlaggebende Grund für den Mafia-Boss, um sich an diesem Ort eine sorgenfreie neue Existenz aufzubauen. Der 61-jährige Italiener legte sich also einen neuen Namen zu und lebte fortan als “Manuel” ungestört sein Leben weiter. Bis jetzt, denn: Nachdem es Gammino 20 Jahre lang gelungen war, seine dunkle Vergangenheit zu verbergen, wurde dem Mafiosi auf der Flucht nun eine Google Street View-Aufnahme zum Verhängnis. 

Schon länger hatte die Polizei gemutmaßt, dass sich Gammino in Spanien aufhalten könnte. Sie schaffte es jedoch nicht, ihm konkret auf die Spur zu kommen, bis sie auf ein Bild von Google Street View stieß. Dieses zeigte einen Mann, den Besitzer des “El Huerto de Manu”, der sich mit einer weiteren Person vor seinem Obst-und Gemüseladen unterhielt – und der dem Mafia-Boss verdammt ähnlich sah.

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Mafia-Boss statt Manuel

Der Mann, der auf dem Foto zu sehen und im Ort als Manuel bekannt war, war nicht nur Betreiber eben jenes Obst- und Gemüseladens, sondern arbeitete außerdem als Koch im “La Cocina de Manu”, einem Restaurant, das seinen Gästen unter anderem ein sizilianisches Gericht servierte. Nachdem Gamminos auf der Google Street View-Aufnahme entdeckt wurde, konnte seine Identität dank eines weiteren Fotos, das auf dem Facebook-Profil des inzwischen geschlossenen Restaurants veröffentlicht wurde, endgültig bestätigt werden. Der Grund: Man konnte den Mafiosi anhand einer gut erkennbaren Narbe auf der linken Seite des Kinns eindeutig identifizieren. (Auch interessant: Al Capone: Seine Patek Philippe wird versteigert und so sieht die Mafia-Uhr aus)

Der italienische Mafia-Boss wurde daraufhin am 17. Dezember verhaftet. Genauere Einzelheiten wurden aber erst diese Woche durch die italienischen Tageszeitung “La Repubblica” bekannt gegeben. Der Staatsanwalt von Palermo, Francesco Lo Voi, der die jüngsten Ermittlungen leitete, sagte dem britischen Guardian: “Es ist nicht so, dass wir unsere Tage damit verbringen, Google Maps zu durchforsten, um Flüchtige zu finden. Es gab viele frühere und lange Ermittlungen, die uns nach Spanien geführt haben. Wir waren auf einem guten Weg, und Google Maps hat uns geholfen, unsere Ermittlungen zu bestätigen.”

Nachdem er es geschafft hatte, sich 20 Jahre erfolgreich zu verstecken, soll Gammino bei seiner Verhaftung die Polizei gefragt haben: “Wie haben Sie mich gefunden? Ich habe 10 Jahre lang nicht einmal meine Familie angerufen!” (Ebenso spannend: Mafia-Filme: Das sind die besten 13, die nicht von Martin Scorsese stammen)

Wer war Gioacchino Gammino?

Gammino agierte als Chef der Mafia-Gruppe Stidda im sizilianischen Agrigento und lieferte sich dort eine blutige Fehde mit dem bekannten Cosa Nostra Mafia-Netzwerk. 1984 wurde Gammino vom renommierten Anti-Mafia-Richter Giovanni Falcone verurteilt. Dieser wurde einige Jahre später, 1992, bei einem Anschlag mit einer Autobombe durch die Mafia getötet.

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1998 wurde der Italiener in Barcelona zum zweiten Mal verhaftet und wurde für seine lebenslange Haftstrafe ins Rebibbia-Gefängnis nach Rom gebracht. Als dort dann im Jahr 2002 Dreharbeiten für einen Film stattfanden, gelang dem Mafia-Boss jedoch die Flucht. Seitdem wurde er wegen Mordes und verschiedener anderer mafiöser Verbrechen international gesucht – und diese Suche wurde nun ausgerechnet dank Google Street View erfolgreich beendet.

Übrigens handelt es sich bei diesem Fall nicht um das erste Mal, dass ein flüchtiger Mafioso mit Hilfe des Internets gefasst wird: Im März 2021 wurde Mark Feren Claude Biart in der Karibik gefasst, nachdem er in YouTube-Kochvideos aufgetaucht war. Biart war seit 2014 untergetaucht, als die italienische Staatsanwaltschaft seine Verhaftung anordnete, weil er im Auftrag des Cacciola-Clans der ‘Ndrangheta-Mafia’ mit Kokain in den Niederlanden handelte.

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