“Royal Blue” mit Nicholas Galitzine und Taylor Zahkar Perez: Das ist die große Story von heute.
Die englische tea time erfordert ein gewisses Maß an Anstand. Aber Taylor Zakhar Perez und Nicholas Galitzine ignorieren ganz entspannt die unausgesprochenen Regeln der Etikette eines unglaublich vornehmen Hotels in South Kensington, das nicht einmal eine Beschilderung an der Hauswand nötig hat. Besonders Letzterer, der sein Handy am Tisch zückt.
„Ich muss dieses Video finden“, sagt Galitzine und wischt fieberhaft über das Display. „Tut mir leid, es ist mein Lieblingsvideo auf TikTok.“
Galitzine und Perez spielen die Hauptrollen in dem neuen Film „Royal Blue“, einer Amazon Prime-Adaption des enorm populären Romans von Casey McQuiston über eine heimliche Romanze zwischen Prinz Henry von Wales, gespielt von Galitzine, und Alex Claremont-Diaz, dem Sohn der Präsidentin der Vereinigten Staaten, gespielt von Zakhar Perez. Angesichts des internationalen Charakters der Geschichte sprechen wir beim Tee über Akzente – insbesondere darüber, ob der Brite Galitzine für den Filmdreh einen aristokratischeren Tonfall an den Tag legen musste. Der dreht den Spieß um und fragt mich: „Sind Sie aus Schottland?“ (Ja, bin ich). Diese Offenbarung löste in seinem Gehirn einen Funken aus, und schon browst er weiter bei TikTok. (Lesen Sie auch: Amazon Prime: Das sind laut Kritik die 30 besten Serien)
“Royal Blue”: Das Ignorieren der Regeln
Galitzine ist ganz aufgeregt, als er endlich sein geliebtes Video findet. Darin flippen zwei wütende junge Schotten aus, als ein Landsmann behauptet, sie sprechen „pie“ als „peh“ aus. „SHUT YOUR MOUTH, I HATE YEEEH!“, schreit der eine mit hochroten Gesicht. Das ist ziemlich dämlich. Es ist aber auch urkomisch.
Zakhar Perez, 31, und Nicholas Galitzine, 28, kichern und sind zu sehr mit eigenen Dingen beschäftigt, um zu bemerken, dass das Smartphone in dem winzigen Raum voller reicher Touristen den Clip auf voller Lautstärke abspielt. Am Nachbartisch zeigt eine Gruppe von Italienern in Anzügen nicht gerade leise ihren Unmut, und Galitzine entschuldigt sich verlegen.
Das Ignorieren der Regeln der feinen Gesellschaft passt zum Thema. „Royal Blue“ ist oberflächlich betrachtet eine seichte Liebeskomödie, in der die beiden Hauptfiguren sich heimlich durch die Höhen und Tiefen des Datings aber zeitgleich auch durch die Welt der hohen Politik navigieren. Und es geht auch um zwei Männer, die aus dem einschränkenden, heteronormativen Gerüst des alten Establishments herausbrechen.
Wenn man den sozialen Medien Glauben schenken darf, gibt es ein großes und begeistertes Publikum, das für diese Art von Unterhaltung mehr als offen ist. Seit der Veröffentlichung des Romans „Red, White & Royal Blue“ im Jahr 2019 ist er eine der größten literarischen Obsessionen von BookTok (#redwhiteandroyalblue hatte zum Zeitpunkt der Veröffentlichung fast 200 Millionen Aufrufe). Zakhar Perez sagt, er habe das Buch bis zum Ende gelesen. Galitzine hingegen meint, er habe es nicht getan. „Letztlich ist das Drehbuch die Bibel“, sagt er als Begründung. (Lesen Sie auch: Die Top 25 von der Kritik best-bewerteten Netflix-Filme, die Sie gesehen haben sollten)
Konkurrenz als Spaß
Beim Vorsprechen für die Rolle war Galitzine mit anderen potenziellen Bewerbern für die Rolle des Alex im Raum, konnte sich dabei aber nie wirklich in die Thematik einfühlen. Als sich beide Protagonisten allerdings bei Zoom zu einer Probe trafen, klappte alles sofort. Regisseur Matthew López erkannte direkt die einzigartige Chemie zwischen den beiden. Als die Schauspieler zum ersten Mal persönlich zusammenkamen, ließ López sie allein. „Ich kehrte etwa 10 Minuten später zurück und sie waren bereits die besten Freunde“, sagt er. „Es war, als hätten sie sich schon ihr ganzes Leben lang gekannt.“
Zakhar Perez – laut Nicholas Galitzine „der Inbegriff eines großen, dunkelhaarigen und gut aussehenden Mannes“ – trägt Jeans und ein weißes, langärmeliges Hemd und dazu natürlich total perfekt frisierte braune Locken. Galitzines Outfit ist farblich abgestimmt, allerdings trägt er ein T-Shirt und eine Baseballkappe, die sein blondes Haar verdeckt. Während und abseits des Drehs machten sich die beiden einen Spaß daraus, wirklich jede Kleinigkeit in einen Wettbewerb umzuwandeln: Sie verglichen, wer tatsächlich größer ist („Alex soll im Buch kleiner sein, und dann kommt dieser kleine Scheißer mit 1,85 Meter an“, sagt Galitzine) oder wer seine Szene mit den wenigsten Takes fertigstellen konnte.
Aus der Nähe und in Person sind sie chaotisch und so energiegeladen, dass sie den ganzen Raum damit füllen. Sie nehmen sich gegenseitig unerbittlich auf den Arm. Sie schubsen einander, beenden die Sätze des jeweils anderen und zanken sich dabei wie ein altes Ehepaar. Man muss sie nur aufziehen und schon geht es los.
„Ich mag Nick nicht“, witzelt Zakhar Perez. „Aber ich respektiere ihn.“
„Bei mir ist es genau andersherum“, kontert Galitzine. „Ich respektiere deine Strategie nicht, aber ich mag dich sehr.“
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Galitzine und Perez: Zwei Karrieren mit Umwegen
Galitzine erschien auf Krücken zum Afternoon Tea. Er hatte sich am Londoner Set seines nächsten Projekts „Mary & George“ verletzt, einem pikanten historischen Drama über Mary Villiers, Gräfin von Buckingham (gespielt von Julianne Moore). „Dieser Job, den ich gerade mache“, erklärt er, „spielt im jakobinischen England. Man trägt also erstaunliche Kostüme. Dazu gehören auch diese Schuhe mit kleinen, aber ziemlich hohen Absätzen. Es gibt eine Szene, in der meine Figur öffentlich gedemütigt wird und sie rennen muss, um jemanden zu verprügeln.“
Als Galitzine lossprintete, traf sein erhöhter Absatz auf den leider eher rutschigen Boden und er knickte nach innen ein. „Ich habe mir einen Knochen vom Knöchel abgesplittert“, erzählt er. „Wollt ihr ein wirklich ekliges Video sehen?“ Er zeigt uns einen Film auf seinem Handy, auf dem zu sehen ist, wie Eiter aus einem Erdbeer-großen Abszess herausspritzt. „Das hat man davon, wenn man seine eigenen Stunts macht.“
„It is what it is, babes“, sagt Zakhar Perez, der in einen Beschützermodus verfällt. Er wendet seinen Körper in einem 45-Grad-Winkel zu Galitzine und legt seinen Arm über die Lehne seines Stuhls.
Beide Schauspieler sind auf Umwegen dorthin gelangt, wo sie jetzt sind. Zakhar Perez hatte eine bewegte Kindheit und wuchs mit fünf Schwestern und zwei Brüdern in der South Side von Chicago auf. „Vor zwei Jahren habe ich das Weihnachtsfest ausgerichtet“, erinnert er sich. „Alle hatten COVID, jemand hatte Läuse, ein anderer Streptokokken. Einer war am Strand auf einen rostigen Nagel getreten und musste eine Tetanusspritze bekommen. Es war biblisch.“ Der Vater habe große Ziele für seine Kinder gehabt: Einer sollte Arzt werden, einer Anwalt, sagt Zakhar Perez, der einst als Überflieger dem Traum seiner Eltern entsprach. Er schwamm zehn Jahre lang bei Wettkämpfen und verbrachte seine Wochenenden damit, in der familieneigenen Karosseriewerkstatt Reifen zu wechseln. „Ich habe genug Autos zerlegt, um zu wissen, dass mir das keinen Spaß macht“, erzählt er. Ein Schwimmverein bot ihm ein Stipendium an, aber schlussendlich ging er an die University of California (UCL), wo er Biologie studierte. Der Plan war, als Dermatologe Karriere zu machen.
Aber auch das war nicht wirklich das, was er wollte.
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Wie Perez und Galitzine zur Schauspielerei fanden
„Meinem Vater hat das lange Zeit Kummer bereitet“, sagt er. „Ich schätze, wie viele meiner Entscheidungen.“ Als Jugendlicher verbrachte er einmal einen ganzen Dezember damit zu, im Community Theater zu sitzen und seiner Schwester dabei zuzusehen, wie sie etwa 30 Mal in dem Musical „Annie“ auftrat. Dies inspirierte Zakhar Perez dazu, sich selbst der Schauspielerei zuzuwenden. „Wenn ich weiter für die Menschen in der Vergangenheit lebe, werde ich nie wachsen und mich weiterentwickeln“, fügt er hinzu.
Auf der anderen Seite des Atlantiks verlief Nicholas Galitzines Werdegang nicht wesentlich anders. Seine Mutter war aus Griechenland ausgewandert, die Familie ließ sich in Hammersmith nieder, einem belebten Stadtteil im Westen Londons. Eine aussichtsreiche Rugbykarriere ließ Galitzine ähnlich unerfüllt wie Perez zurück. „Ich bin in einer sehr maskulinen Welt aufgewachsen“, sagt er. „Aber ich war ein äußerst gefühlvoller junger Mann.“
Galitzine über seine ersten Rollen
Seine ersten Erfahrungen mit der Schauspielerei machte Galitzine mit 18 Jahren, als er beim Edinburgh Festival Fringe in einer schlecht vermarkteten Version von „Spring Awakening“ die Hauptrolle spielte. „Das Stück hieß ‘Rites: A Children's Tragedy’“, erzählt er. „Es war problematisch, denn es kamen immer wieder Kinder in die Vorstellung, und wir mussten darauf hinweisen: ‘Das ist nichts für Kinder.’“ Galitzine wollte unbedingt weitermachen. Er sagt, dass die Schauspielerei seine Beziehung zu seinen eher pragmatischen Eltern belastete, die „so viel Angst vor der Branche hatten.“
Diese mussten sich allerdings nicht allzu lange Sorgen machen. Als Galitzine 20 Jahre alt wurde, begannen die Filmrollen einzutrudeln. Im vergangenen Jahr spielte er die Hauptrolle im Netflix-Militärdrama “Purple Hearts“, das rasend schnell viral ging. Zakhar Perez machte sich ebenfalls einen Namen mit seiner Rolle als einer der Protagonisten einer Ménage-à- trois in der Netflix-Romanze „The Kissing Booth“.
Disney-Prinzen oder Herzensbrecher?
Wie Zakhar Perez es unverblümt ausdrückt: Beide sind der Inbegriff von „Netflix-Sommermännern“.
„Was zum Teufel soll das heißen“ wirft Nicholas Galitzine ein.
„Du willst, dass ich Heartthrob sage?“, entgegnet Zakhar Perez. „Wir sind beide Herzensbrecher.“
„Hey, hör mal, das hast du gesagt, Ich würde mich nie als Frauenschwarm bezeichnen.“
Und doch passt das Etikett. Beide haben ein markantes Kinn und stechende Augen – die leibhaftigen Disney-Prinzen.
Galitzines Prinz Henry manifestiert sich als eine Art düsterer fiktiver Hybrid aus den realen Prinzen William und Harry – er ist ein stoischer Prinz des Volkes, der schließlich gegen das System kämpft, in das er hineingeboren wurde. „Eine meiner größten Ängste ist es, missverstanden zu werden“, sagt Galitzine. „Henry muss damit jeden Tag leben.... Es klang wie eine schöne Geschichte: Jemand, der sein ganzes Leben lang so getan hat, als wäre er jemand anderes, und dann zerstört eine andere Person seine Weltanschauung.“
Um diese andere Person, Alex Claremont-Diaz, den ehrgeizigen und temperamentvollen Sohn der ersten weiblichen Präsidentin der Vereinigten Staaten (gespielt von Uma Thurman), bestmöglich darzustellen, ließ sich Zakhar Perez von „The West Wing – Im Zentrum der Macht“ inspirieren. Dabei konzentrierte er sich auf den von Rob Lowe gespielten Sam Seaborn, den idealistischen, aber leicht unperfekten Kommunikationschefs des Weißen Hauses. „Ich denke, er ist wahrscheinlich die Person, die Alex gerne sein würde“, sagt Zakhar Perez.
Über die Sexszenen in “Royal Blue”
Als unser Tee kalt wird und sich unsere Zeit dem Ende zuneigt, sprechen wir noch kurz darüber, wie es war, die intimen Szenen von „Royal Blue“ zu drehen. Um das unbehagliche Gefühl, von der Filmcrew umgeben zu sein, zu bekämpfen, flüsterten sich Perez und Galitzine Witze zu und versuchten, den jeweils anderen zum Lachen zu bringen. „Es war ein spielerisches Blödeln, das nie in etwas Böses ausartete. Es entstand eine schöne Dynamik“, sagt Robbie Taylor Hunt, der für die intimen Szenen des Films zuständig war. „Sie behandelten sich gegenseitig wie respektvolle Kollegen. Und das auf eine wirklich nette, kollaborative Art und Weise.“
„Es gibt so viele Choreographie-Aspekte bei Sex...ualszenen“, sagt Zakhar Perez lachend und erzählt von der schieren Menge an Zeit und Energie (und der gelegentlichen aufblasbaren Matratze), die in die Proben flossen. „Es ist verrückt, auf diese Weise mit einem Freund intim zu sein“, sagt Galitzine. „Aber wir wollten, dass sich die Leute in die Figuren verlieben, daher musste ihre Liebe echt sein.“
„Während der Proben ließen wir unsere Schutzmauern komplett fallen“, fügt Zakhar Perez hinzu. “Aber sobald jemand „Cut“ rief, sagte einer von uns dann direkt etwas Dummes, wie ‘Runter von mir!’”
Iana Murray ist eine in London lebende Schriftstellerin.
PRODUKTIONSNACHWEIS:
Fotografie: Josh Wilks
Styling: Martin Metcalf
Grooming für Zakhar Perez: Bjorn Krischker von The Wall Group.
Grooming für Nicholas Galitzine: Paul Donovan
Tailoring: Joel Ryan
Produktion: Bijal Shah
ADAPTATION:
Daniel Bilinski
