Stichwort Körpergeruch. Für Sie ein indiskutables Unding, etwas, das Sie nicht weiter interessiert oder doch etwas, das Sie insgeheim anturnt? Wie stehen Sie dazu, wenn der Mensch, an dem Sie ein sexuelles oder romantisches Interesse haben, nicht nach „Another 13“ von Le Labo, dem „Sun Huile Bronzante“-Kokosöl von Nuxe oder frisch gewaschener Wäsche duftet? Und stattdessen nach sich selbst? Nach allem, was sein Körper so ausdünstet? Dazu gehört übrigens nicht nur Schweiß. Sondern unter anderem auch Mundgeruch, Fußgeruch, der Duft unserer Haut sowie der Geruch von Vaginalsekret und Sperma.
Stoßen uns Körpergerüche tatsächlich ab?
Ich habe mir der Fairness halber selbst diese Frage gestellt – wie stehe ich dazu? Und versucht, sie so ehrlich wie möglich zu beantworten. Das war gar nicht so einfach. Meine erste Reaktion könnte man in etwa so zusammenfassen: „Pfui, das ist doch widerlich. Warum sollte es mich anmachen, wenn jemand streng riecht?“
Im Rückblick überrascht mich diese erste, instinktiv wirkende Reaktion nicht. Dabei ist sie gar nicht instinktiv, sondern antrainiert. Weil mir – und vermutlich auch Ihnen – über Jahrzehntelang suggeriert wurde, dass Körpergerüche per se etwas Unappetitliches und Unhygienisches sind. Dabei sind sie in erster Linie menschlich. Nun bin ich alles andere als ein Hippie, der sein eigenes Müffeln und das der anderen embraced, weil das ja so schrecklich natürlich ist. Stattdessen embrace ich es, mindestens einmal am Tag zu duschen, ausgiebig Körperpflege zu betreiben, regelmäßig Unterwäsche und Kleidung zu wechseln und gerne auch ein gutes Parfum aufzulegen.
Dennoch halte ich nichts von der Verteufelung von Körpergerüchen. Als ich weiter darüber nachdachte, fiel mir dieser Ex-Freund aus meinen Teenager-Zeiten ein, der einen starken Eigengeruch hatte. Ich kann es nicht recht in Worte fassen, aber er duftete anders als die anderen Jungs, die ich kannte. Intensiver, schwerer, wärmer und mit einer Spur Moschus. Ich liebte das.
Ein guter Freund von mir hingegen liebt den Geruch, den unsere Kopfhaut absondert. Was für mich eine albtraumhafte Vorstellung ist, ist für ihn ein Turn-on.
Auf Wikipedia fand ich die Information, dass eine Studie der Kulturanthropologin Ingelore Ebberfeld ergab, dass sich knapp die Hälfte der Befragten vom Körpergeruch des Partners angezogen fühlte. Sie empfanden ihn gar als sexuell stimuliert.
Ist die Vorliebe für Körpergeruch ein Fetisch?
Wie jede sexuelle Vorliebe kann sich auch die Begeisterung für Körpergerüche zu einem Fetisch entwickeln. Von einem allgemeinen Geruchsfetischismus (Olfaktophilie) sprechen wir dann, wenn einer dieser vier Bereiche sexuelle Erregung, teils bis hin zum Orgasmus, in uns auslöst:
- Parfums und Blumendüfte
- Gerüche im Allgemeinen
- Starke Gerüche
- Urin des (Sex-)Partners
Dann wäre da noch die Mysophilie. Tatsächlich werden die Begriffe Mysophilie und Olfaktophilie häufig synonym verwendet. Wie ich es jedoch nach langem Stöbern auf diversen Fetischseiten verstehe, gibt es einen Unterschied. Und zwar versteht man unter Mysophilie die sexuelle Vorliebe für Körpergerüche, die von anderen als unangenehm empfunden werden. Das kann unter anderem Fußgeruch sein, starker Schweißgeruch, aber auch die Protein Farts der Liebsten. Sollten Sie einen Mysophilisten daten, ist es möglich, dass dieser Sie darum bittet, eine Zeitlang nicht zu duschen. Weil Ihr Eigengeruch und unter anderem Ihr Intimduft so sehr viel intensiver wird. Der Nasenhimmel für Fetischisten. (Lesen Sie auch: 8 Tipps, wie Sie die Brüste einer Frau verwöhnen sollten)
Welche Stellen unseres Körpers duften besonders stark?
Ein Klassiker sind die Achseln. Viele empfinden den Geruch von frischem Schweiß als anziehend. Für Mysophilisten hingegen darf der Schweiß schon etwas älter sein. Und sonst? Füße, Ohren, Hautfalten sowie unser Genitalbereich. (Auch interessant: Die besten Sexstellungen für einen Dreier – und wie man sie am besten ausführt)
Ich liebe Schatzis getragene Sportsocken – bin ich ein Fetischist?
Vielleicht. Ein Fetisch bezeichnet die sexuelle Fixierung auf Gegenstände, Körperteile oder bestimmte Materialien. Ein Geruchsfetischist sind Sie, wenn Sie vom Duft der verschwitzten Achseln Ihres Partners erotisch angeturnt werden, Sie diese Vorliebe mit ihm ausleben oder zum Gedanken daran masturbieren.
Interessant: Nur, weil Sie die Nase gerne in die Sportsocken Ihrer Frau drücken, bedeutet das nicht, dass Sie generell auf Fußschweiß stehen. Es ist möglich, dass nur eine bestimmt Person diese Vorliebe in Ihnen auslöst, weil Ihre Körperchemie matcht. Oder die hormonelle Grundlage dafür in diesem Moment ideal ist. Vielleicht sind Sie aber auch einfach nur ein Schweißfuß-Fetischist. Das müssen Sie, wenn es Sie interessiert, selbst herausfinden. (Lesen Sie auch: Die 11 besten Sexspielzeuge für Männer)
Wie lebe ich diese Vorliebe aus?
In einer Partnerschaft benötigen Sie den Konsens Ihres Lebensabschnitts- oder Kurzzeitgefährten. Besonders dann, wenn Sie auf sehr starke Körpergerüche abfahren, ob nun am eigenen Leib oder an dem Ihres Partners. Denn wer die Präferenz nicht teilt, wird sich damit schwertun, a) dem Herzmenschen zuliebe die eigene Körperhygiene ein wenig schleifen zu lassen, um so ein stärkeres Aroma zu produzieren oder b) Sex mit einem eventuell streng vor sich hin dünstenden Partner zu haben. (Lesen Sie auch: So sexy kann es sein, wenn es Wet and Messy wird)
Kann Ihr Mitspieler mit Ihrem Geruchs-Kink aktiv nichts anfangen, könnte er Ihnen alternativ getragene Kleidungsstücke zur Verfügung stellen, die Sie wiederum luftdicht verschließen und immer bei sich tragen. Für den verbotenen Hauch to go.
Viel Spaß beim Schnüffeln.
Mimi Erhardt ist Sex-Kolumnistin für GQ und GQ.de. Hier erfahren Sie mehr über die Autorin.