Künstler Ruben Benjamin im GQ-Interview.
Ruben Benjamin hat eigentlich Maschinenbau studiert, bevor er dank eines Zufalls eine Technik entdeckte, die ihm die Welt zur Kunst öffnete. Mittlerweile ist er ganz und gar in dieser Welt angekommen und begeistert mit seinen Skulpturen die Menschen. Im Rahmen der Eröffnung der neuen Vacheron Constantin-Boutique in München, haben wir den jungen Künstler zum Gespräch getroffen.
Ruben, Sie haben für die Eröffnung der Vacheron Constantin Boutique in München eine exklusive Kollektion mit dem Namen „From Past To Present“ entworfen. Wie hat sich Ihre künstlerische Linie von der Vergangenheit bis heute entwickelt?
Ruben Benjamin: Ich habe immer sehr viel experimentiert und mit unterschiedlichen Materialien gearbeitet. Seit ich 14 bin, habe ich stark mit Sprühfarben gearbeitet und auch lange figurativ mit Acryl gemalt. Seit circa 5-6 Jahren arbeite ich überwiegend in dem sehr kräftigen, plastischen Stil, den ich nach und nach weiterentwickle. Es macht mir immer Spaß, mit neuem Equipment im Atelier zu arbeiten und Neues dazuzulernen. Beispielsweise teste ich gerade viel mit Marmormehl und stelle neue Farben aus feinen Pigmenten her.
Ruben Benjamin über die Welt der Kunst und Uhren
Ihre Kunst ist für ihre Dreidimensionalität und ihre leuchtenden Farben bekannt. Wie sind Sie zu dieser Ausdrucksform gekommen?
Tatsächlich eher durch Zufall. Ich habe im Studium Leinwände immer wieder übermalt, um Geld zu sparen. Insbesondere, wenn mir ein Bild nicht mehr gefallen hat. Dadurch ist nach vielen Schichten eine Plastizität entstanden, die ich nach und nach weiter provozieren wollte und dann langsam begann, diesen Effekt zu erforschen und die Technik zu vertiefen. Der Lernprozess dauerte aber ewig und findet nach wie vor statt.
Sie beschäftigen sich in erster Linie mit Perspektiven, Technologie und Bewegung. Welche Perspektive möchten Sie der aktuellen Gesellschaft gerne näher bringen?
Ich versuche mit meiner Arbeit nicht, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen oder der Gesellschaft eine Meinung aufzuzwingen. Ich ziehe vielmehr die Inspiration aus Natur, Technologie und Wissenschaften und versuche durch meine Arbeit, im Betrachter Begeisterung für unsere Umgebung und die Natur zu erzeugen. Letztlich möchte ich in den abstrakten Arbeiten die Imagination des Betrachters stark anregen.
Ihre Werke sind geprägt von der Suche nach Perfektion und der Bereitschaft, technische Herausforderungen zu meistern. Wie gelingt Perfektion in der Kunst? Und ist diese heute überhaupt noch erstrebenswert?
Perfektion ist insbesondere in abstrakter Arbeit ja extrem subjektiv. Für mich gibt es selbstverständlich die technische Perfektion, wenn eine Farbkomposition sehr gut gelingt und die Oberflächen nahezu makellos sind. Viel wichtiger ist mir jedoch, dass jedes Werk einen klaren Charakter hat. Beispielsweise arbeite ich im Augenblick an einem Werk, dass extrem filigran und kleinteilig in den Details wird. Das ist technisch wieder eine Herausforderung. Ich bin mir sicher, dass das persönlich wahrgenommene Streben nach Perfektion auch heute extrem wichtig ist. Wenn der Anspruch an die eigene Arbeit sinkt, kann dabei langfristig nichts Gutes herauskommen.
Wie darf man sich Ihr Verhältnis zur Zeit vorstellen? Ist man als Künstler stets unter Druck oder nutzen Sie die Zeit auch als Muse?
Grundsätzlich bin ich sehr ungeduldig, bin aber durch meine Technik zu Geduld gezwungen. Meine Werke trocknen immer ewig. Ich plane für ein Bild immer mindestens 3 Monate ein und da ich meist parallel an unterschiedlichen Unikaten arbeite, überlappt sich vieles. Ich mag das aber sehr, da die unterschiedlichen Phasen im Arbeiten alle ihren Reiz haben. Druck und Stress erzeugt man ja oft lediglich selbst und ich möchte mich auch noch mehr in Gelassenheit üben. Letztlich versuche ich zusätzlich, die Zeit sehr bewusst zu genießen.
Wie verschaffen Sie sich am liebsten einen Überblick über die Zeit? Via Smartphone, Smartwatch oder klassisch mithilfe einer Armbanduhr?
In der Theorie am liebsten mit einer Armbanduhr, in der Praxis leider am meisten mit dem Smartphone. Eine Smartwatch will ich auf keinen Fall, da sonst noch ein weiteres Display einen Teil meiner Aufmerksam raubt. Mechanische Armbanduhren lösen in mir auch eine Faszination aus, die digital nie so erreicht werden kann.
Wann ist ein Zeitmesser für Sie vollkommen? Wie würde Ihr persönliches Design einer Uhr
aussehen?
Für mich ist beispielsweise die Vacheron Constantin Historiques 222 eine wahrhaft
vollkommene Uhr. Ich bin großer Fan eines klaren Designs mit hohem Wiedererkennungswert, ohne zu verspielt zu sein. Stunde, Minute und Datumsanzeige. Zusätzlich ist die Uhr sportlich, aber zeitgleich extrem elegant. Die 222 ist daher für mich ein Beispiel echter Perfektion. Mir gefallen die Vintage-Modelle aus Stahl sogar am besten.
Wie unterscheidet sich Vacheron Constantin Ihrer Ansicht nach von anderen Uhrenmarken? Wie passen die Zeitmesser und Ihre Kunst zusammen?
Über die letzten 12 Monaten habe ich mich mit dem Team von Vacheron Constantin intensiv ausgetauscht, um das Streben nach Perfektion in der Uhrmacherei und im kreativen Prozess als Künstler besser zu verstehen. Dabei haben sich deutliche Parallelen herauskristallisiert: die Neugier und der Entdeckergeist, die Vacheron Constantin seit über 260 Jahren antreiben und die auch für die Entwicklung meiner Kunst wesentlich sind. Das Streben nach Perfektion, um die eigenen Ansprüche in beiden Disziplinen zu übertreffen und technische Herausforderungen zu meistern. Und schließlich ein hohes Maß an Geduld, das notwendig ist, um jedes Mal aufs Neue etwas wirklich Einzigartiges zu schaffen. Dieser enorme Anspruch an sich selbst unterscheidet meiner Meinung nach Vacheron Constantin von anderen Uhrenmarken. Durch diese Gemeinsamkeiten hat die Zusammenarbeit bisher auch wirklich viel Freude bereitet und sich sehr natürlich angefühlt. Ich bin sehr gespannt, auf die weitere Reise!