Nachhaltige Mode: Der ultimative GQ Guide – Tipps und Innovationen für mehr Nachhaltigkeit

Was bedeutet eigentlich nachhaltige Mode und welche umweltbewussten Marken gibt es? Lesen Sie hier alles, was Sie zum Thema wissen müssen.
Nachhaltige Mode Aufmacher
David Cliff/NurPhoto

Nachhaltige Mode – diese Tipps und Innovationen verhelfen Ihnen zu mehr Nachhaltigkeit

Mode hat ein Nachhaltigkeitsproblem. Von Fast Fashion bis zum Luxussegment schwören alle Modemarken den strategischen Fokus auf Nachhaltigkeit zu richten. Dabei wird der Begriff nachhaltige Mode so inflationär verwendet und doch, oder gerade deshalb bleibt meist unklar was wirklich dahinter steckt.

Die Modebranche ist für einen schockierend hohen Anteil der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Laut einer Studie des des Europäischen Parlaments verursacht sie ungefähr 10 Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen – das ist mehr als die internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen. Nach Angaben der Europäischen Umweltagentur wurden durch den Kauf von Textilien in der EU im Jahr 2017 pro Person rund 654 kg CO₂-Emissionen verursacht.

Neben dem dringenden und längst notwendigen Wandel in der Industrie, der Dokumentation (auf fast allen Unternehmenswebsites finden sich E.S.G.-Berichte über Umwelt, Soziales und Unternehmensführung), der Kampagnen (Chefs wollen unbedingt darüber sprechen, wie sie ihre Unternehmen weiterentwickeln, um den Klimawandel zu bekämpfen), der Ziele (zur Erreichung der Kohlenstoffneutralität) ist das nur ein kleiner Teil der komplexen Nachhaltigkeitsmatrix.

Dabei ist Greenwashing von wirklich nachhaltig orientierten Marken zu unterscheiden eine fast nicht zu bewältigende Herausforderung, den 60% der Aussagen von Modemarken sind irreführend. Es bleibt die Aufgabe jedes Einzelnen, unser Bewusstsein dafür zu schärfen, was für gravierende Auswirkungen unsere Kleidung auf die Umwelt hat.

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Was ist wirklich nachhaltige Mode?

Nachhaltige Mode oder auch Sustainable Fashion ist ein Sammelbegriff für Kleidung, die auf eine zukunftsfähige, also nachhaltige Weise, hergestellt und konsumiert wird, bei der sowohl die Umwelt, aber auch die Menschen geschützt werden, die an der Herstellung beteiligt sind. 

Worauf es im wesentliche ankommt lässt sich gut in einer Nachhaltigkeitsmatrix zusammenfassen: Zum einen müssen wir die CO2-Emissionen senken, zugleich die Überproduktion stoppen, die Luftverschmutzung und Abfälle verringern, die Biodiversität fördern und uns dafür einsetzen, dass die Beschäftigten in der Textilindustrie fair bezahlt werden und sichere Arbeitsbedingungen haben.  Lesen Sie dazu mehr im Conde Nast Modeglossar.

Berücksichtigen wir alle diese Faktoren, bleiben bisher zu wenige Brands, die sich den Fragen und Aufgaben in aller Komplexität stellen. Viele haben erste Schritte unternommen und zeigen mehr Transparenz. Jedoch gibt es noch jede Menge Verbesserungsbedarf. Was wir als Verbraucher lernen ist, es reicht leider nicht einfach nur Kleidung zu kaufen, die das Label "nachhaltig" trägt. Wir müssen unser Kaufverhalten und die Art und Weise, wie wir Kleidung konsumieren, von Grund auf überdenken.

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Wie das möglich ist erklären wir hier:

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1. Weniger kaufen: Qualität statt Quantität 
Vereinfachen Sie ihren Stil und ihre Garderobe, zum Beispiel zum Beispiel durch die Verwendung zeitloser, hochwertiger Kleidung und bereichern diese mit Accessoires und Second-Hand-Artikeln. "Was kaufe ich und warum? Was brauche ich? Werde ich es mindestens 30 Mal tragen?“ Das bedeutet ihr Kaufverhalten zu verändern: Nachhaltig shoppen: Diese Fehler sollten Sie beim Kauf von Kleidung vermeiden 

2. Kaufen Sie Secondhand- und Vintage-Kleidung 
Kleidung aus zweiter Hand kaufen, das Tauschen oder Leihen ist ein Trend und spart langfristig Geld und Ressourcen. Online Plattformen wie Vestiaire Collective, Grailed oder Vinted führen exklusive Designerbrands und Streetwear. Indem Sie Kleidung aus zweiter Hand kaufen, verlängern Sie nicht nur deren Lebensdauer und reduzieren den ökologischen Fußabdruck Ihrer Garderobe, Sie finden womöglich auch das eine oder andere Unikat.

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3. Investieren Sie in nachhaltige Marken
Umweltfreundliche und qualitativ hochwertige Artikel sind eine gute Investition die sich langfristig auszahlt. Einen guten Überblick über die Nachhaltigkeit vieler Marken bieten unabhängige Portale wie Good on You – eine verlässliche Quelle um die passende nachhaltige Modemarke zu finden. Tausende Fashionbrands sind hier gelistet und bewertet um Greenwashing die Stirn zu bieten. Gibt es z.B. auch nachhaltige Jeans? Einen guten Überblick finden Sie hier : Die 5 besten Jeans-Marken die Sie jetzt kennen sollten.

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4. Lernen Sie mehr über Materialien
Wenn wir nachhaltiger konsumieren wollen, müssen wir auch besser verstehen, welche Auswirkungen die verwendeten Materialien auf die Umwelt haben. Grundsätzlich ist es eine gute Idee, auf sogenanntes 'Virgin Polyester' zu verzichten, das aus Erdöl produziert wird und auch nach vielen Jahren noch nicht abgebaut ist. Weltweit werden 55 Prozent aller Kleidung aus diesem nicht recyceltem Polyester hergestellt. Doch auch bei den natürlichen Materialien gibt es Unterschiede, so wird beim Anbau von biologischer Baumwolle weitaus weniger Wasser verbraucht, als es bei herkömmlicher Baumwolle der Fall ist. Nicht zuletzt wird dabei auch auf schädlichen Pestizide verzichtet.

Achten Sie auf Zertifizierungen wie GOTS (Global Organic Textile Standard) (für Baumwolle und Wolle), LWG (Leather Working Group) (für Leder) und FSC (Forest Stewardship Council) (für Viskose), um sicherzugehen, dass die in Ihrer Kleidung verarbeiteten Materialien geringere Auswirkungen auf unseren Planeten haben.

5. Stellen Sie Fragen zur Herstellung
Fabrikunglücke wie 2021 in Bangladesh und das schwerste in der Geschichte des Landes von 2013 in Rana Plaza zeigen die Missstände mit denen die Arbeiter:innen in der globalen Textilproduktion konfrontiert sind. Wir sind aufgefordert so zu handeln, damit die Menschen, die unsere Kleidung herstellen, ein faires Gehalt bekommen und sichere Arbeitsbedingungen haben. Unterstützen Sie deshalb Marken, die Informationen zu ihren Produktionsstätten sowie zu den Gehältern und Arbeitsbedingungen ihrer Beschäftigten offenlegen.

6. Achten Sie auf wissenschaftsbasierte Ziele
Wie ernst es Marken mit der Reduzierung der Umweltbelastung meinen, können Sie auch daran erkennen, ob sie sich wissenschaftsbasierten Zielen verpflichtet haben. Zum Beispiel müssen Brands und Firmen wie der Gucci-Mutterkonzern Kering und Burberry, die sich der Initiative Science Based Targets angeschlossen haben, Ziele zur Senkung ihrer CO2-Emissionen vorweisen, die im Einklang mit dem Pariser Abkommen stehen.

7. Meiden Sie schädliche Chemikalien
Ein riesiges Problem sind versteckte Schadstoffe in Chemikalien, die zur Behandlung von Textilien eingesetzt werden, denn diese gefährden nicht nur die Gewässer rund um die Produktionsstätten, sondern stellen auch eine Gefahr für die Beschäftigten in diesen Betrieben dar. Achten Sie auf die Zertifizierungslabel Made in Green von OEKO-TEX und Bluesign, an die bestimmte Bedingungen bezüglich der Verwendung von Chemikalien bei der Herstellung geknüpft sind.

8. Reduzieren Sie Ihren Wasserfußabdruck
Der Wasserverbrauch in der Textilindustrie liegt jährlich bei erschreckenden 93 Milliarden Kubikmetern, das entspricht 37 Millionen olympischen Schwimmbecken. Wir müssen uns den Wasserfußabdruck unserer Kleidung daher in Zukunft besser bewusst machen. Der Wasserverbrauch beim Anbau von Bio-Baumwolle ist zum Vergleich um einiges niedriger als bei herkömmlicher Baumwolle (91 Prozent weniger sind es laut dieser Studie), doch auch durch wasserarme Färbemittel lässt sich der Wasserverbrauch senken.

9. Kaufen Sie vegane Mode – aber richtig
Mit tierischen Materialien wie Leder und Wolle gehen definitiv ökologische und ethische Fragen einher, doch auch vegane Alternativen, die oft synthetische Fasern enthalten, können schlecht für die Umwelt sein. Zum Glück gibt es auf dem Markt inzwischen einige vielversprechende Innovationen wie veganes Leder, z.B. Mylo von Bolt Threads, das aus Pilzmyzel hergestellt und bereits von Stella McCartney verwendet wird.

10. Pflegen Sie ihre Kleidung
Wenn wir den ökologischen Fußabdruck unserer Kleidungsstücke verringern wollen, müssen wir diese länger tragen und sicherstellen, dass sie nicht schon nach ein- oder zweimaligem Tragen auf dem Müll landen. Verlängern Sie die Lebenszeit Ihrer Kleidungsstücke, indem Sie sie nicht unnötig oft waschen (was gleichzeitig Ihre CO2-Emissionen und Ihren Wasserverbrauch senkt), und reparieren Sie Kleidung, statt sie direkt auszusortieren.

11. Vermeiden Sie Mikroplastik
Neben Plastikmüll im Meer und in Flüssen ist Mikroplastik, das sich beim Waschen löst eine der größten Umwelt-Belastungen. Auf alle Synthetikfasern zu verzichten ist fast unmöglich, vor allem Nylon und Elasthan werden bei Sportbekleidung und Unterwäsche eingesetzt. Mit jeder Wäsche dieser Kleidungsstücke gelangen Tausende von Mikroplastikteilchen in unsere Flüsse und Ozeane, die wiederum über die Nahrung von Meerestieren aufgenommen werden. Dies hat schwere Schäden zur Folge und landet zu guter letzt in unserem eigenen Organismus. Eine gute und einfache Lösung: Investieren Sie in einen Mikroplastikfilter wie den Guppyfriend-Waschbeutel, um synthetische Kleidungsstücke darin zu waschen, oder geben Sie einen Cora Ball einfach mit in die Waschmaschine.

12. Nutzen Sie ihre Stimme
Informieren Sie sich und ihre Freunde, teilen Sie ihr Wissen über ihre bevorzugten Marken, engagieren Sie sich für Umwelt-Themen in der öffentlichen Politik und unterstützen Sie Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die sich nachhaltig für Umweltbelange einsetzen.

Nachhaltige Mode im Test

Unabhängige Plattformen wie Good on You bewerten Modeunternehmen und bieten einen guten und schnellen Überblick wie nachhaltig eine Marke ist. Die Bewertung erfolgt mithilfe unabhängiger Analysten, die die Indizes von Drittanbietern (wie den Fashion Transparency Index und die CDP-Projekte zum Klimawandel und zur Wassersicherheit) und Zertifizierungen/Akkreditierungen (wie Fair Trade, Fair Wear Foundation, Cradle to Cradle, OEKO-TEX Made in Green und den Global Organic Textile Standard) ebenso wie die öffentliche Berichterstattung der Marken auswerten.

Die Ratings von Good On You berücksichtigen die Auswirkungen entlang der gesamten Lieferkette, von den Rohstoffen bis zum Ende der Nutzung eines Produkts.

Nachhaltiges Engagement der Unternehmen

Im Jahr 2018 stellte die U.N.F.C.C.C. (die UN-Klimabehörde) die Fashion Industry Charter for Climate Action vor, die wissenschaftlich fundierte Ziele für die Modeindustrie enthält. Letztes Jahr, auf der COP26 in Glasgow, aktualisierte die Gruppe die Charta. Derzeit haben etwa 150 Marken und unterstützende Organisationen die Charta unterzeichnet, darunter Burberry, Gucci und Prada, im Rahmen der "Fashion Charter" der Vereinten Nationen, ihre Emissionen bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren und bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, letzteres ist auch Ziel des  "Fashion Pact".

Nachhaltige Innovationen

Die meisten Versuche, den Herstellungsprozess von Mode umweltfreundlicher zu gestalten, beruhen auf einer Änderung der derzeitigen Verfahrensweise, aber was würde es für einen Unterschied machen, wenn wir sie komplett überdenken würden? Was wäre, wenn wir, anstatt uns auf rhizomatische Produktionsketten zu verlassen (das ein Nachvollziehen der Produktionskette für den Endverbraucher unmöglich macht), einen Weg finden würden, unsere Kleidung von Grund auf selbst herzustellen? Nun, dank einiger bahnbrechender Materialwissenschaftler ist diese Science-Fiction-Vision gar nicht so weit von der Realität entfernt! Es gibt durchaus nachhaltige Stoffe und innovative Materialien mit denen man cool aussehen und die Umwelt schützen kann. Ja, statt gewebter Textilien erkennen die großen Industrieunternehmen zunehmend die Vorteile der Arbeit mit im Labor gezüchteten Biomaterialien - eine Lösung, die die beschämende Erfolgsbilanz der Mode in Bezug auf ökologische und ethische Verantwortung korrigiert und gleichzeitig unseren Heißhunger auf neue Kleidungsstücke stillt. 

Bio-Materialien

Was sind Biomaterialien überhaupt? Und inwiefern sind sie besser als Textilien aus Rohstoffen, die aus der Erde gewonnen werden? Nun, während Textilien wie Baumwolle und Wolle unter das Banner der Biowerkstoffe fallen - die laut USDA "jedes Material umfassen, das zu mindestens 25 % aus erneuerbarer Biomasse besteht" -, sprechen wir hier von Stoffen, die entweder durch lebende Zellen oder durch die Verwendung erneuerbarer Biomasse während des Produktionsprozesses hergestellt werden - denken Sie an Nylons aus Rizinusbohnen und synthetische Spinnenseide.

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Nachhaltige Stoffe: Mit diesen innovativen Materialien cool aussehen und die Umwelt schützen 

Woran Sie nachhaltige Textilien erkennen und welche umweltbewussten Hersteller einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen.

Nachhaltige Stoffe, 4 Models tragen nachhaltige Mode

Mode aus Recycling-Plastik

Non-Profit-Organisationen wie Parley for the Oceans, die unter anderem mit Adidas kooperieren entwickeln neue Materialien aus Plastikmüll. Diese Recyclingprozesse sind jedoch sehr aufwendig und eine 100% Umwandlung des Altplastik in neue Garne ist nicht realistisch. Der Hersteller Econyl hat einen ähnlichen Ansatz, er liefert z.B. das Material für Pradas Re-Nylon Kollektion. 

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Blockchain-Technologie

H&M und Kering haben kürzlich Pilotprogramme zur Rückverfolgung ihrer Lieferketten mithilfe der Blockchain-Technologie gestartet. Dies ermöglicht in Zukunft auch dem Verbraucher eine bessere Übersicht und lückenlose Nachvollziehbarkeit der Herstellungskette.

Nachhaltige Modemarken

Einen der großen Player Nachhaltig zu bezeichnen scheint geradezu unglaubwürdig und doch gibt es einiges an Engagement. Kering hat mit seiner Initiative zumindest eine selbstauferlegte Kontrolle eingeführt. Zumindest ein erster Schritt in die richtige Richtung. In einem Rating des WWF wurden diese Marken bewertet. Diese Marken zeigen dass Sportbekleidung durchaus nachhaltig sein kann und Sie dabei genauso hart trainieren und den CO2-Fußabdruck verringern können.

Zur Kategorie «Ambitionierte» gehört überraschend H&M. Nike, Adidas und Mammut befinden sich im «Oberen Mittelfeld». Die vier Unternehmen in diesen beiden Kategorien arbeiten zum Beispiel eng mit ihren Zulieferern zusammen und stellen sicher, dass diese energieeffizienter werden und Wasserverschmutzung vermindern. 

Für eine bessere Zukunft.