Nachhaltige Stoffe oder auch Öko-Stoffe müssen verschiedene Kriterien erfüllen, vom Anbau über die Produktion bis hin zu sozialen Aspekten in der Herstellung.
Was machen nachhaltige Stoffe aus?
Umweltbewusste Hersteller müssen einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen und sich um Ressourcenschonung, einen geringen Einsatz von Chemikalien und soziale Arbeitsverhältnisse kümmern. In der Summe sind nachhaltige Textilien also verträglicher für die Umwelt als herkömmliche Stoffe. Wirklich nachhaltige Textilien erkennen Sie an diesen 8 Kriterien:
Wesentliche Bewertungskriterien:
- Chemikalieneinsatz (keine Verunreinigung des Grundwassers und der Gewässer im Anbaugebiet, keine Pestizide oder Entlaubungsmittel)
- Ressourceneinsatz (Wasser- und Energieverbrauch, keine Monokultur)
- CO₂ Emissionen (Transport, Verarbeitung)
- Tierwohl (zum Beispiel die Haltung von Schafen)
- Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter
- existenzsichernde Löhne, eventuelle Sozialleistungen
- keine Kinder- und Zwangsarbeit
- keine Diskriminierung
Welche Stoffe sind nachhaltig?
Eine im Labor gezüchtete Spinnenseide, die zum Beispiel von Adidas x Stella McCartney für ihre Kleidungsstücke verwendet wird.
Obwohl es vielleicht am weitesten entwickelt ist, ist Laborkleid-Leder natürlich nicht die einzige Biomaterial-Lösung, die es gibt. Im Jahr 2019 stellte Adidas x Stella McCartney ein Kleid vor, das aus veganer Spinnenseide hergestellt wurde – im Wesentlichen eine Faser, die die genauen Proteine der Seide einer Art von Kugelweberspinne nachbildet – ebenfalls in Zusammenarbeit mit Bolt Threads. Aber es tut sich noch mehr: Das New Yorker Label Public School hat in Zusammenarbeit mit der Materialwissenschaftlerin Dr. Thianne Schiros einen biologisch abbaubaren Turnschuh entwickelt, der hauptsächlich aus einer Bakterien- und Hefekultur besteht. Der kultige Foam Runner von Yeezy wurde aus einem algenhaltigen Schaumstoff hergestellt, und erst letzte Woche gab Fendi bekannt, dass es sich mit CSM und dem Imperial College London zusammengetan hat, um im Labor gezüchtete Alternativen zu Pelzfasern zu entwickeln.
Was sind überhaupt Bio-Materialien? Und inwiefern sind sie besser als Textilien aus Rohstoffen, die aus der Erde gewonnen werden? Während Textilien wie Baumwolle und Wolle unter das Banner der Biowerkstoffe fallen – die laut USDA "jedes Material umfassen, das zu mindestens 25 % aus erneuerbarer Biomasse besteht" –, sprechen wir hier von Stoffen, die entweder durch lebende Zellen oder durch die Verwendung erneuerbarer Biomasse während des Produktionsprozesses hergestellt werden – denken Sie an Nylons aus Rizinusbohnen und synthetische Spinnenseide.
Non-Profit-Organisationen wie Parley for the Oceans, die unter anderem mit Adidas kooperieren, entwickeln neue Materialien aus Plastikmüll. Diese Recyclingprozesse sind jedoch sehr aufwendig und eine 100 % Umwandlung des Altplastiks in neue Garne ist nicht realistisch. Der Hersteller Econyl hat einen ähnlichen Ansatz, er liefert zum Beispiel das Material für Pradas Re-Nylon Kollektion.
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Eines der beliebtesten Luxusmaterialien in der Mode ist zugleich eines der problematischsten, schaut man auf die ethischen und ökologischen Probleme, die mit seinem Verbrauch verbunden sind. Hinzu kommt der gewaltige ökologische Fußabdruck der Rinderzucht, die schätzungsweise 14,5 % der jährlichen CO₂-Emissionen verursacht. Und die Tatsache, dass Chrom – eine Chemikalie, die bei einem Großteil der industriellen Gerbverfahren verwendet wird – seit langem erwiesenermaßen dramatische, negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Lederarbeiter und der Menschen in den umliegenden Gemeinden hat, da die Abwässer häufig in nahe gelegene Wasserquellen geleitet werden. Das macht Leder besonders interessant für ökologische Alternativen. Das derzeit vielleicht angesagteste Material ist biobasiertes oder auch veganes Leder. Aber was genau ist veganes Leder und welche Lederalternativen sind wirklich nachhaltig?
Textilien stecken voller Chemie, und der Anbau von Baumwolle verschlingt enorme Ressourcen. Kleidung aus Algen könnte der nächste Trend werden und alle bisherigen Recyclingversuche von Kunststoffen in den Schatten stellen. Das Berliner Start-up Algalife hat Stoffe und Farben auf Algenbasis entwickelt – und gewann damit beim Global Change Award.
Welcher ist der nachhaltigste Stoff?
Hanf zählt mit Sicherheit zu den nachhaltigsten Textilien. Die biologisch abbaubare Naturfaser ist atmungsaktiv und stabil und kann Kleidung damit auch sehr langlebig machen. Den nachhaltigsten „Traumstoff“, der alle Probleme löst, gibt es jedoch leider nicht. Alle und vor allem neue Materialien erfordern Ressourcen für ihre Herstellung. Berücksichtigen Sie also alle relevanten Faktoren, um eine fundierte und nachhaltige Wahl für Ihren Lebensstil und Ihre Garderobe zu treffen. Bevorzugen Sie pflanzlichen Bio-Stoffe, recycelte Kunststoffe, sowie biologisch abbaubare Stoffe und jene mit längerer Lebensdauer.
Woran erkennt man nachhaltige Stoffe?
Ein wirklich umweltbewusstes Unternehmen legt großen Wert auf Transparenz und hat einen Abschnitt auf der Website, die sich mit den verwendeten Stoffen und der Herstellungsart befasst. Viele Marken tun dies jedoch nicht, und genau da ist es wichtig, sich diese Hintergrundinformationen einzuholen.
Anspruchsvolle Standards und Zertifikate helfen, die Nachhaltigkeit von Textilien zu identifizieren und bewerten. Jedoch gibt es zahlreiche Marken, die sich aus Kostengründen keine Siegel-Zertifizierung leisten können, obwohl sie ökologisch korrekt und sozial verantwortungsvoll produzieren. Auf der anderen Seite, gibt es viele Modehäuser, die ihre eigenen Siegel oder Labels erfinden, die nicht wirklich etwas mit Nachhaltigkeit zu tun haben und teilweise sogar eine Form von Greenwashing sind. Hier stellen wir eine Reihe an den wichtigsten Zertifikaten vor, die wirklich etwas aussagen.
Damit Sie sich bei der großen Anzahl an Siegel besser orientieren können, welche Stoffe nachhaltig sind, hilft auch die Seite Siegelklarheit, um vor dem Kauf auf der sicheren Seite zu liegen.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat seit 9. September 2019 ein bundesweites Umweltsiegel auf den Weg gebracht wurde. Für den Grünen Knopf können sich Unternehmen bewerben, die bereits die Kriterien bestehender Nachhaltigkeitssiegel wie GOTS oder Fair Wear Foundation erfüllen. Ein kleiner Anfang auf dem gigantischen Markt der Textilindustrie transparenter zu gestalten. Der Grüne Knopf soll sozial und ökologisch nachhaltige Textilien leichter erkennbar machen.
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Hinter dem Global Organic Textile Standard (Gots) steht eine gemeinnützige Gesellschaft, gegründet von vier Non-Profit-Organisationen aus vier Ländern. Aus Deutschland ist unter anderem der internationale Verband der Naturtextilwirtschaft Mitglied. Das Siegel fordert die Verwendung von Biobaumwolle. Alle Verarbeitungsbetriebe müssen soziale Mindestkriterien erfüllen, und dafür sorgen, dass Arbeiter sichere Arbeitsbedingungen vorfinden oder sich in Gewerkschaften organisieren können.
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Die Internationale OEKO-TEX® besteht aus 17 unabhängigen Instituten in Europa und Japan, die kontinuierlich Prüfmethoden und Grenzwerte für die Textil- und Lederindustrie entwickeln. Um der weltweit wachsenden Besorgnis über die Produktsicherheit entgegenzuwirken, führte die ÖKOTEX Gemeinschaft im Jahr 1992 den Standard 100, ihre bekannteste Zertifizierung, ein. Produkte, die dieses Label tragen, sind frei von hohen Konzentrationen aus über 100 schädlichen Substanzen, die als gefährlich für Mensch und Umwelt bekannt sind.
Welche Stoffe sind nicht nachhaltig?
Alle Materialien, die nicht recyclebar sind, oder in der Herstellung bereits mit schädlichen Giftstoffen Mensch und Umwelt belasten.
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