Netflix-Serien begeistern nicht nur dank spannender Handlungsstränge, großartiger Schauspieler oder modischer Outfits ein Millionen-Publikum; oftmals ist es ein grandioser Soundtrack, der den Shows das gewisse Etwas verleiht. Egal ob eine Elektro-Pop-Ballade den ersten Kuss zweier Teenager untermalt, ein Paar Auftragskiller zu einem schwedischen Cover von Adeles “Hello” ihren Bruder zu Grabe tragen, oder sich zwei verfeindete beste Freundinnen zu einem feministischen 80s-Hit die Köpfe einschlagen: für viele Streaming-Serien ist die Wahl des geeigneten Songs ein wichtiges Element des Storytellings.
Im Folgenden stellen wir 17 Netflix-Serien vor, denen wir besonders gerne zuhören und sagen Ihnen, welche Songs in Ihrer Playlist nicht fehlen dürfen.
Wednesday (2022)
Tim Burtons Spin-Off der Horrorkomödie “The Addams Family” sticht nicht nur durch ihr düsteres Dark-Academia-Setting und ihre schrägen Charaktere heraus; sie hinterlässt auch durch ihren hervorragenden Mix aus extradiegetischer und diegetischer Musik großen Eindruck. Zuschauer kommen nicht nur in jeder Folge in den Genuss der Titelmusik von Danny Elfman, sondern hören dem musikalisch begabten Emo Wednesday (Jenna Ortega) auch beim Cellospielen zu: Als die Statue des puritanischen Extremisten Joseph Crackstone während eines Stadtfestes Feuer fängt, untermalt die übernatürlich begabte Schülerin diesen genugtuenden Moment etwa mit einem Stück aus Antonio Vivaldis “Vier Jahreszeiten”. In einer anderen Episode spielt sie sich mit einem Arrangement von “Paint it Black” von den Rolling Stones den Frust von der Seele.
Doch keine Szene bleibt so sehr im Gedächtnis, wie der exzentrische Tanz, den Wednesday bei Schulball der Nevermore Academy zu “Goo Goo Muck” von The Cramps vollführt. Hauptdarstellerin Ortega choreografierte die Nummer selbst und sah sich zur Vorbereitung unter anderem mehrere Stunden Archivaufnahmen an, die Goth-Jugendliche in den Achtzigern beim Raven zeigen. Kurios: Auf Tik Tok ging ihr Tanz zwar viral, jedoch zu einem ganz anderen Song – einer beschleunigten Version von Lady Gagas “Bloody Mary” aus dem Jahr 2011. (Lesen Sie auch: 13 Serien, die Freundschaft in all ihren Höhen und Tiefen zeigen)
Beef (2023)
Als Danny Cho (Steven Yeun), ein eher erfolgloser Handwerker und Amy Lau (Ali Wong), eine Unternehmerin, die das perfekte Leben zu haben scheint, auf der Straße aneinander raten und ihrem Ärger Luft machen, geben sie dem Begriff Road Rage eine neue Dimension. Weil keiner der beiden klein beigeben will und sich beide immer mehr in ihren Zoff" hineinfressen, leiden schließlich sogar ihre Beziehungen darunter. Die Tragikomödie zählt nach Meinung der Kritiker zu den besten Serien des Jahres 2023 und trumpft obendrein noch mit dem perfekten Retro-Soundtrack für Millennials auf: Obskure Boyband-Hits wie “Liquid Dreams” von O-Town oder der Titelsong von “Dawsons's Creek” wechseln sich mit Emo-Rock-Hymnen wie “Self-Esteem” von The Offspring, “Drive” von Incubus oder “Lonely Day” von System of a Down ab.
Stranger Things (2016)
Die Jugendlichen, die im Mittelpunkt dieser Serie stehen, sind nicht gerade der Innbegriff der Coolness, zumindest nicht im traditionellen Sinn. Denn Mike (Finn Wolfhard), Lucas (Caleb McLaughlin), Will (Noah Schnapp) und Dustin (Gaten Matarazzo) verbringen ihre Nachmittage und Wochenende normalerweise damit, im Keller von Mikes Eltern Dungeons and Dragons zu spielen. Als ihre Kleinstadt jedoch von Monstern aus einer anderen Dimension terrorisiert wird, bündeln die Schüler ihre Kräfte, um sich zur Wehr zu setzen – und einander zu beschützen.
“Stranger Things” brilliert vor allem durch seinen gekonnten Mix aus heiteren und düsteren Momenten, oder besser gesagt, durch die Kunst, das Heitere im Düsteren zu finden, was nicht selten mit Hilfe von Musik erzielt wird: Als die Truppe im Finale der dritten Staffel vor einem Monster flieht, singen Dustin und seine Freundin Suzi per Walkie Talkie ein Duett von Limahls “Neverending Story”, während Kate Bushs verkannte Ballade “Running up that Hill” aus dem Jahr 1985 in einer Schlüsselszene der vierten Staffel eingesetzt wurde – und die exzentrische Künstlerin verspätet zur Chart-Stürmerin machte. (Außerdem: Das waren die 15 meist-gestreamten Songs des Jahres 2022)
Haus des Geldes (2017)
Der spanische Netflix-Hit erzählt von zwei aufeinander folgenden Raubüberfällen, die von dem enigmatischen Professor und seiner Crew aus auserwählten Aussätzigen verübt werden; auf ihrer anti-kapitalistischen Mission werden die nach Großstädten benannten Helden (unter anderem Úrsula Corberó, Miguel Herrán, Jaime Lorente) von einem Song unterstützt, der bereits im 19. Jahrhundert als Hymne für Bauernaufstände in Italien diente, “Bella Ciao” – und auch wenn das Lied in der Serie mehrfach vorkommt, verursacht es jedes Mal von neuem Gänsehaut; dasselbe gilt für den Titelsong, “My life is going on”, der von Cecilia Krull gesungen wird und am Ende der ersten Folge von Teil 3 in einer lässigen Rock Version eingespielt wird. (Lesen Sie auch: "Haus des Geldes": Eine Figur der Netflix-Serie bekommt ein eigenes Spin-off)
Heartstopper (2022)
Die Jugendserie nach der Graphic Novel von Alice Oseman zeichnet sich nicht nur die wunderschöne queere Romanze zwischen den Schulkameraden Charlie (Joe Locke) und Nick (Kit Connor) aus, sondern durch den fröhlichen, hoffnungsvollen Elektro-Pop / Pop-Rock Soundtrack, der die Liebesgeschichte untermalt. Darauf tummeln sich vor allem britische Indie-Bands wie Wolf Alice, Noah and the Whale und The 1975, sowie die südafrikanische Musikerin Baby Queen, aber auch Mainstream-Popkünstler wie Taylor Swift, Carly Rae Jepsen und Conor Gray. Wenn Sie gute Laune brauchen: Spotify hat alle Songs in einer Playlist vereint.
Arcane (2021)
Die Animationsserie erzählt die brutale Herkunftsgeschichte einiger der bekanntesten Charaktere aus dem Videospiel League of Legends: Als der Konflikt zwischen zwei Städten durch die Erfindung einer neuartigen Droge eskaliert, die Menschen in Monster verwandelt, vermischen sich familiäre Zwiste, politische Intrigen und moralisches Dilemma zu einer für den Zuschauer emotional traumatisierenden Handlung; diese wird nicht nur bildgewaltig erzählt, sondern ist auch mit einem packenden Soundtrack unterleg.: Den Titelsong “Enemy” steuerte die Band Imagine Dragons bei, während weniger bekannte Künstler im Verlauf der Episoden den Ton angeben: Setzen Sie “Playground” von Bea Miller und “Goodbye” von Ramsey unbedingt auf Ihre nächste Playliste. (Siehe auch: Das sind die 25 besten Fantasy-Serien nach Meinung der Kritiker)
Élite (2018)
Ein guter Soundtrack ist für den Erfolg einer Teenie-Serie quasi Voraussetzung; das haben uns vor fast 20 Jahren schon “O.C. California oder ”Gossip Girl" gelehrt. Auch im spanischen Original “Élite” stehen Intrigen, verbotene Affären und Erpressung an der Tagesordnung – mehr noch, es geschieht auch immer mal wieder ein Mord am Elite-Gymnasium Las Encinas. So wie sich das Jugenddrama von seinen vergleichsweise glattgebügelten Vorreitern abhebt, ist auch der Soundtrack nicht mit fröhlichen Pop-Songs bestückt, sondern setzt viel mehr auf melancholische Alt-Pop Stücke, die einmal mehr unterstreichen, dass sich unter einem glänzenden und glorreichen Auftreten oftmals eine verletzte und ängstliche Seele verbirgt. (Lesen Sie auch: Das sind die laut Kritikern 30 besten Netflix-Serien)
Das Damengambit (2020)
Das Waisenmädchen Beth Harmon (Anya Taylor-Joy) träumt in den 50er und 60er Jahren davon, die beste Schachspielerin der Welt zu werden. Auf dem Weg an die Spitze der Turnierwelt stehen dem Ausnahmetalent jedoch nicht nur Vorurteile gegenüber ihres Geschlechts sondern auch schwere psychische Probleme und eine Suchterkrankung im Weg. 60s Hits wie “Venus” oder “Along comes Mary” bilden einen spannenden Kontrast zu Beths chaotischem und destruktivem Verhalten.
The Get Down (2016)
Der visionäre Regisseur Baz Luhrmann fungierte als Showrunner dieser kurzlebigen Netflix-Serie über die letzten Tage der Disco-Musik und die Anfänge des Hip-Hop. Im Fokus der Handlung steht eine Gruppe von schwarzen und lateinamerikanischen Jugendlichen aus der Bronx, die im wahrsten Sinn damit beschäftigt sind, in einer von Umbrüchen geprägten Welt ihre eigene Stimme zu finden. Neben eigensproduzierten Nummern der jungen Hauptdarsteller Justice Smith, Jaden Smith und Herizen Guardiola steuerten Donna Summer, Nile Rogers und Janelle Monaé Songs bei.
Peaky Blinders (2013)
Der Kostümkrimi um eine Verbrecherfamilie aus Birmingham während der Interbellum-Zeit lohnt sich nicht nur wegen Cilian Murphys makellosen Tweed-Outfits; er ist auch mit einem genialen Soundtrack versehen: Nick Cave, Johnny Cash, Anna Calvi und Leonard Cohen sind nur einige der namhaften Küstler, deren Songs in der großartigen Netflix-Serie zu hören sind.
Glow (2017)
Inspiriert von der Achtziger-Jahre-Reality-Dokusendung “Glow” erzählt diese Dramödie von einer eklektischen Gruppe Außenseiterinnen, die sich als Wrestlerinnen versuchen. Im Finale der ersten Staffel kommt es zum Showdown zwischen Zoya the Destroya und Liberty Belle, gespielt von den einstigen besten Freundinnen Debbie (Betty Gilpin) und Ruth (Alison Brie). Inszeniert wird dieses aufregend choreografierte Match zu den feministischen Beats von Pat Banatars “Invincible”. Aber auch “Separate Ways” von Journey und Patty Smyths “The Warrior” kommen in der Netflix-Serie zum Einsatz.
Bridgerton (2020)
Die Kostümserie “Bridgerton” ist ein einziger Anachronismus, denn obwohl sich Setting und Ausstattung an der Regency-Ära orientieren, die auch Jane Austens Romanen als Schauplatz diente, begegnen dem Publikum immer wieder Details, die aus der Zeit gefallen sind; so auch die Streich-Cover von Pop-Songs wie Miley Cyrus' “Wrecking Ball”, “Material Girl” von Madonna oder “Wildest Dreams” von Taylor Swift (letztere Cover-Version ging anschließend auf Tik Tok und Instagram viral).
The Umbrella Academy (2019)
Eine Schlägerei in einer Seitenstraße (engl. back street), die mit “Everybody” von den Backstreet Boys untermalt wird; Auftragskiller, die ihren gefallenen Bruder zu einem schwedischen Cover von Adeles “Hello” zu Grabe tragen; oder sieben erwachsene Geschwister, die nach einem Streit in ihren jeweiligen Kinderzimmern zu Tiffanys “I think we're alone now” tanzen: dass bei dieser Serie ein waschechter Musiker Hand angelegt hat, ist unverkennbar. Die Idee zu dieser düsteren Superhelden-Serie stammt von My Chemical Romance Frontmann Gerard Way, der bei “Umbrella Academy” auch als Produzent und Autor fungiert.
Noch nie in meinem Leben (2020)
Um sich vom Verlust ihres geliebten Vaters abzulenken, fasst die Teenagerin Devi (Maitreyi Ramakrishnan) einen Plan: sie und ihre besten Freundinnen sollen endlich cool werden; dazu schmeißt sich die sonst eher schüchterne Schülerin ausgerechnet an Schulschwarm Paxton (Darren Barnet) heran. Die herzerwärmende Teenie-Tragikomödie von Mindy Kaling ist im Grunde ein Liebesbrief an die Kraft der Freundschaft und der Familie und lebt neben ihren exzentrischen Figuren und spannenden Charakterdynamiken, die von einem kontemporären Pop-Rock-Soundtrack untermalt werden: In Staffel 2 küssen sich Devi und Paxton beispielsweise zu “Heat Waves”, dem viralen Hit, der die britische Indie-Band Glass Animals 2020 zur internationalen Sensation machte.
Sex Education (2019)
In dieser Serie spielt das Thema Aufklärung eine große Rolle: Der schüchterne Schüler Otis, Sohn einer Sexualtherapeutin, gründet mit seiner Freundin Maeve eine schulinterne Praxis, um sein intuitives Talent für Sexualfragen zu Geld zu machen. Schnell stellt sich dabei heraus, wie ernst und dringlich die Belange der Jugendliche sind. Einer der einprägsamsten musikalischen Momente der Netflix-Serie aus Großbritannien setzt den Song “Seventeen” von Sharon van Etten in Szene, der von einem sorgenfreien Leben als Teenager erzählt – eben genau das, was der Schülerin Aimee durch einen sexuellen Übergriff in einem Bus genommen wurde. (Mehr dazu: Sex-Serien: Diese 15 Serien widmen sich der Lust)
Dear White People (2017)
Basierend aus dem gleichnamigen Spielfilm mit Tessa Thompson verhandelt diese Serie die Beziehungen zwischen weißen und nicht-weißen Studenten an einem amerikanischen Campus. Der Soundtrack besteht passenderweise größtenteils aus Hip-Hop und R'n'B-Covern -sehens- und hörenswert zugleich.