Kritik

“Twisters” im Kino: Glen Powell im Auge des Sturms

Mit “Twisters” startet am 17. Juli der erste gute Katastrophenfilm seit Jahren im Kino. Wir verraten, wieso er sich lohnt und liefern spannende Hintergrundfakten.
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“Twisters” setzt sich mit der faszinierenden Bedrohlichkeit von Wirbelstürmen auseinander.Melinda Sue Gordon/Universal Pictures,Warner Bros. Pictures & Amblin Entertainment

“Twisters” übertrifft alle Erwartungen, die man an einen Sommer-Blockbuster haben kann – und besticht durch eine unwiderstehliche Performance von Glen Powell als Tornado-reitender Cowboy.

Eine Windhose, Hunderte von Metern hoch, die sich mit rasanter Geschwindigkeit voran bewegt, und alles mit sich reißt – die meisten Menschen würden bei diesem Anblick mit weit aufgerissenen Augen die Flucht ergreifen. Sogenannte Sturmjäger hingegen, nehmen große Mühen auf sich, um so nah wie möglich an das Wetterphänomen heran zu kommen. Ihnen haben Regisseur Lee Isaac Chung, Drehbuchautor Joseph Kosinski und Produzent Steven Spielberg einen neuen Kinofilm gewidmet. (Siehe auch: Das sind die wichtigsten Kino-Starts der kommenden Monate)

“Twisters” zollt den mutigen Sturmjägern Tribut, die der Wissenschaft zu Liebe Kopf und Kragen riskieren.

TWISTERS

Twisters: Wovon handelt der Katastrophenfilm?

Bevor Sie fragen: Ja, “Twisters” ist an den Katastrophenfilm "Twister" von 1996 angelehnt. Und wie sein Namensvetter fesselt auch die Neuverfilmung durch eine meisterliche Verschmelzung von mitreißender Action und charismatischen Helden, wie dem von Glen Powell ("Top Gun: Maverick") gespielten Tyler Owens: ein selbsternannter “Tornado-Wrangler” mit weißem Stetson, einer sensationellen Country-Rock-Playliste, und einem Lächeln, das jeden Kritiker letztlich in die Knie zwingt.

Gemeinsam mit einem Team aus Hobby-Meteorologen und Tech-Nerds dokumentiert der Cowboy extreme Wetterlagen auf seinem YouTube-Kanal – mit Hilfe eines aufgemotzten roten Pick-Up-Trucks, der selbst Rapper Xzibit, einst Moderator der Makeover-Show “Pimp my Ride”, neidisch machen dürfte. Zur Ausstattung gehören neben aufwendigen Sicherheitsgurten nämlich auch Bohrköpfe, die den Wagen im Boden verankern, und Raketenwerfer auf der Ladefläche – ein bisschen Show muss schließlich sein. (Außerdem: 14 männliche Promis, die sich gegen toxische Männlichkeit wehren)

Sein Charme wickelt selbst die schärfsten Kritiker um den Finger: Tornado-Cowboy Tyler Owens (Glen Powell)

Melinda Sue Gordon

Was das Ausnutzen von Krisensituationen für Clicks betrifft, macht “Twisters” insofern eine scharfe Beobachtung: Die Ernsthaftigkeit und Bedrohlichkeit solcher Lagen gehen aufgrund von sensationeller Berichterstattung und Selbstdarstellungs-Opportunisten häufig verloren, was Menschen erst recht in Gefahr bringt. Der Film gibt sich jedoch größte Mühe, Sturmjäger als die heterogene Gruppe darzustellen, die sie tatsächlich sind. Neben den Sensationshaschern suchen nämlich vor allem Wissenschaftler die Nähe von Tornados, um diese besser verstehen zu können. (Lesen Sie auch: Diese 30 Komödien sollte man gesehen haben)

Wissenschaft in Aktion

Vertreten wird diese Fraktion des faszinierenden Milieus im Film durch Daisy Edgar-Jones ("Normal People") in der Rolle der Wetterexpertin Kate. Ihr Ziel ist es, ein verlässliches Modell von Wirbelstürmen zu erstellen, um deren Verlauf besser voraussagen zu können. Mehr noch: Kate experimentiert, ob chemische Substanzen möglicherweise die Dynamik eines Tornados unterbrechen können, damit dieser seine Zerstörungskraft rechtzeitig verliert. Auf diese Weise hofft sie, viele Menschenleben retten zu können. Sie selbst hat ihr Forschungsteam vor einigen Jahren an einen unvorhergesehenen EF-5 verloren – den T-Rex unter den Wirbelstürmen. Keine Figur in “Twisters” verdeutlicht daher besser als Kate, was für die Menschen in Tornado-Hochgebieten auf dem Spiel steht.

“Twisters” bringt einen Cast aus jungen Talenten zusammen, darunter Daisy Edgar-Jones als Kate.

Melinda Sue Gordon

Dass man Darstellerin Daisy Edgar-Jones das Entsetzen und die Panik im Angesicht der Stürme in jeder Szene abkauft, kommt nicht von ungefähr. Denn beim Dreh in Oklahoma hat die englische Schauspielerin am eigenen Leib erlebt, wie unmittelbar die Gefahr eines Wirbelsturms sein kann. “Wir haben während der Tornado-Saison gedreht, sodass wir viele extreme Wetterbedingungen erlebt haben. Wir mussten die Produktion mehrmals wegen Unwetterwarnungen unterbrechen und einmal ist unser ganzes Set umgeweht worden”, erzählt sie im Gespräch mit GQ.de.

Tatsächlich handelt es sich bei der Wissenschaft, die in “Twisters” angewendet wird, nicht um (reine) Fiktion. “Naturkatastrophen haben an Extreme und Häufigkeit gewonnen”, erklärt Regisseur Lee Isaac Chung gegenüber GQ.de. “Ich wollte mit diesem Film zeigen, wo die Forschung heute steht und habe dafür eng mit Meteorologen und echten Sturmjägern zusammen gearbeitet.” (Außerdem: Diese Horror-Schocker kommen dieses Jahr ins Kino)

Die Zerstörungskraft von Wirbelstürmen macht Meteorologin Kate (Daisy Edgar-Jones) betroffen.

Melinda Sue Gordon

Wovon er in seinem Film redet, weiß der Filmemacher aber auch selbst sehr genau, denn er wuchs auf einem Bauernhof in Arkansas auf. “Extreme Wetterlagen sind während der Tornadosaison ziemlich normal. Aber das stört niemanden wirklich", erzählt er. “In Oklahoma weiß der Durchschnittsbürger viel mehr über das Wetter als im Rest der Welt, denn Gewitter, Tornados und Hagel können jeden Moment auftreten, so dass man sich sehr bewusst sein muss, wie man sich schützen kann.”

Wie baut man einen Tornado nach?

Um die zerstörerische Kraft von Tornados möglichst gut einfangen zu können, drehte Chung Teile des Films in einem einzigen Take. Zudem wurde soviel es geht mit greifbaren Spezialeffekten gearbeitet. Damit Glen Powell und Daisy Edgar-Jones tatsächlich gegen stürmischen Wind, Regen und Hagel ankämpfen müssen, wurden zum Beispiel Flugzeugtriebwerke und Wasserwerfer eingesetzt.

Aber bevor Sie nun mit den Augen rollen: Chung will niemanden belehren. Genauer gesagt fällt der Begriff Klimawandel über die gesamte Laufzeit des Blockbusters kein einziges Mal. Wenn uns “Twisters” jedoch etwas mitteilen will, dann dass man die Natur zwar nicht fürchten, aber respektieren muss. (Auch interessant: Diese Nordic Noir Krimis jagen uns kalte Schauer über den Rücken)

Bedrohliche Schönheit: Der mittlere Westen der USA wird häufig zum Schauplatz extremer Wetterphänomene.

TWISTERS

Fazit zu “Twisters”: Ein Film, der Ehrfurcht gebietet – und großen Spaß macht

“Twisters” ist ein unterhaltsamer Katastrophenfilm, der mit einer höchst-relevanten Prämisse und charismatischen Figuren punktet. Und wie es sich für einen ordentlichen Sommer-Blockbuster gehört, knistert es zwischen den Protagonisten Tyler und Kate natürlich ordentlich, ohne dass die sich anbahnende Romanze der Handlung je – entschuldigen Sie das Wortspiel – den Wind aus den Segeln nimmt. Darüber hinaus präsentiert der Film reichlich ehrfurchtgebietende Action, die man unbedingt auf der Großleinwand sehen sollte.

Zwischen ihnen stimmt die Chemie: Tyler (Glen Powell) und Kate (Daisy Edgar-Jones).

Melinda Sue Gordon

“Twisters”: Diese Stars spielen mit

  • Daisy Edgar-Jones ("Normal People") spielt Kate
  • Glen Powell ("Top Gun: Maverick") spielt Tyler
  • Anthony Ramos ("In the Heights") spielt Javi
  • Brandon Perea ("The OA") spielt Boone
  • Katy O'Brian ("The Mandalorian") spielt Dani
  • Sasha Lane ("The Crowded Room") spielt Lily
  • Maura Tierney ("Emergency Room") spielt Cathy
  • Nik Dodani ("Atypical") spielt Praveen
  • Kiernan Shipka ("Mad Men") spielt Addy
  • Daryl McCormack ("Bad Sisters") spielt Jeb

Das Drehbuch verfasste Mark L. Smith ("The Revenant") nach einer Story von Joseph Kosinski ("Top Gun: Maverick"). Als ausführender Produzent fungierte Steven Spielberg, während
Lee Isaac Chung ("Minari") die Regie übernahm.

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